Ansichtssachen, Management

Demokratie in der Arbeitswelt – Wie man mit Soziokratie Mitarbeiterbestimmung verwirklicht.

Vor einigen Wochen habe ich schon einmal die Frage aufgegriffen, ob demokratische Unternehmen, die besseren seien. Die Meinungen darüber gehen nicht mehr soweit auseinander wie noch vor einigen Jahren. Mittlerweile ist es Konsens, dass mehr Macht für die Belegschaft keine soziale Wohltat sondern wirtschaftlich sinnvoll ist. Allerdings beruhen demokratische Entscheidungen immer auf einem Mehrheitsbeschluss, bei dem Minderheiten überstimmt werden. Soziokratie setzt deshalb auf die Macht des Arguments, statt auf die Macht der Mehrheit.

 

Beschlüsse werden auf Basis der Gleichwertigkeit gefasst

Die praktische Umsetzung des Theoriemodells zeigt, dass die Verantwortlichkeit und das Engagement der Mitarbeiter zunimmt, Entscheidungen effizienter ausgeführt werden oder sich die Effektivität der Zusammenarbeit erhöht. Das funktioniert, weil alle am Unternehmen Beteiligten eine gleichwertige Einwand-Stimme besitzen aber eben nicht gleich sind. Formale Strukturen wie Geschäftsführung, Leitungskreis oder Abteilungen bleiben erhalten. In der Praxis hat es sich bewährt, dass über die soziokratische Organisationsmethode Entscheidungen getroffen werden, die Rahmenbedingungen festlegen. Der Beschluss wird dann selbstständig von den Mitarbeitern ausgeführt.

 

Soziokratie beruht auf vier wichtigen Prinzipien:

  1. Ein Beschluss kann nur gefasst werden, wenn gegen ihn kein Einwand mehr vorgebracht wird.
  2. Kreisstrukturen lösen Linien-Hierarchien ab.
  3. Kreise sind doppelt verknüpft.
  4. Funktionen und Aufgaben werden gemäß dem Kein-Einwand-Prinzip in offenen Diskussionen aufgeteilt.

 

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Kein-Einwand-Prinzip

In einer soziokratischen Organisation werden Entscheidungen in einer offenen Diskussion herbeigeführt. Solange ein Diskussionsteilnehmer argumentativ einen schwerwiegenden Einwand gegen die bevorstehende Entscheidung einbringen kann, wird mit allen Beteiligten eine akzeptable Lösung gesucht. Feste Fragerunden stellen sicher, dass jeder Teilnehmer einbezogen wird. Die Entscheidungs- und Mitgestaltungsgewalt jedes Einzelnen steigt an.

 

Kreisstrukturen

Unternehmensentscheidungen werden in einem Kreisorganisationsmodell getroffen, zu dem die Prozesse Information, Beschlussfassung und Feedback gehören. In einem offenen Plenum wird festgelegt, welches Wissen die Beteiligten benötigen, um eine Entscheidung treffen zu können. In die Beschlussfassung sind alle Beteiligten nach dem Kein-Einwand-Prinzip eingebunden. Ist die Entscheidung getroffen, wird der Erfolg über ein doppelt verknüpftes Feedbacksystem bewertet.

 

doppelte Verknüpfung

Abteilungen bringen zwei Verbindungspersonen in den Leitungskreis des Unternehmens ein. Neben dem eigentlichen Abteilungsleiter ist es ein gewählter Belegschaftsvertreter, der die Informationen der erweiterten Managementebene in die Abteilungen weitergibt. Die doppelte Verknüpfung stellt sicher, dass Beschlüsse sowohl von den Führungskräften als auch den Delegierten in das Unternehmen eingebracht bzw. verbessert werden können.

 

Tipp für die praktische Umsetzung

Die Organisationsform eines Unternehmens kann nicht innerhalb weniger Wochen verändert werden. Gerade das soziokratische Modell setzt einen tiefgreifenden Kulturwandel voraus:

  • Macht muss geteilt werden.
  • Alle Beteiligten sind sich einig, eine Lösung für ein Unternehmensproblem zu finden. Diese muss dann nicht unbedingt die Beste sein.
  • Eine Korrektur des Lösungsansatzes kann von jedem Kollegen jederzeit angestoßen werden.
  • Damit besteht die Möglichkeit, dass die für das Unternehmen beste Lösung im Anwendungsverlauf gefunden wird.

 

Indem Unternehmen zuerst im Kleinen soziokratische Führungsmethoden verwirklichen, kann sich der Organisationstyp des Ganzen verändern. Der Anwendung der Methode beruht auf den drei Schritten

  • Inhalte abklären,
  • Kriterien festlegen,
  • Lösung finden.

 

Zunächst wird im Plenum geklärt, welche Inhalte den Diskussionsbestand ausmachen. Danach werden Kriterien festgelegt, wie diese zu behandeln sind. Zuletzt kann jeder Teilnehmer einen auf Argumenten aufgebauten Lösungsvorschlag unterbreiten. Sind alle Vorschläge öffentlich, werden diese revidiert,angepasst oder verworfen bis sich ein Lösungsvorschlag herauskristallisiert. Wenn keine schwerwiegenden Einwände erhoben werden, ist der Beschluss gefasst.

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