Kommunikation, Zusammenarbeit

Mimik und Gestik im Beruf

Kommunikation ist mehr als das gesprochene Wort

Im Interview mit unserer Trainerin Isabella Herzig gehe ich der Frage nach, warum Kommunikation ohne Mimik und Gestik nur missverständlich sein kann, begebe mich auf die Spur längst verloren gegangener Kompetenzen und erfahre, wie schon kleine Veränderungen in der Körpersprache große Auswirkungen zeigen können.

Ich bin ein Fan der Serie „The big bang theory“. Sheldon Cooper, eine der Hauptfiguren hat so seine Probleme beim Verstehen von Ironie und Sarkasmus.

Ja, Sheldon Cooper ist ein fantastisches Beispiel für eine Person, die in der Tat ein mangelndes Verständnis für soziale Signale wie Mimik, Gestik und Stimmfärbung bei Ironie oder Sarkasmus zeigt. Mit einem hohen IQ gesegnet, fällt ihm die Interaktion mit anderen Mitmenschen sehr schwer. Ich vermute, dass sein EQ (Emotionaler Quotient, Kenngröße der emotionalen Intelligenz) eher niedrig ausgeprägt ist. Menschen, die Körpersprache und Mimik lesen können und angemessen mit den wahrgenommenen Signalen umgehen, sind empathisch und besitzen einen hohen EQ. Dies macht sie gegenüber den sogenannten Nerds langfristig erfolgreicher.

Im Verlauf der Serie kann immer wieder beobachtet werden, dass Sheldon im Umgang mit Menschen und im Verstehen von sozialen Situationen Fortschritte macht.

Das ist die gute Nachricht. Unser Emotionaler Quotient lässt sich bis ins hohe Alter steigern und trainieren. Das Lesen von Körpersprache und Mimik ist dabei ein wichtiger Faktor der emotionalen Intelligenz.

Wir kommunizieren immer mehr über technische Hilfsgeräte. Geht dabei nicht auch etwas unserer Kommunikationsfähigkeit verloren?

Diese Entwicklung setzt sogar noch weit früher an. Sprache, so wie wir sie kennen, gibt es erst seit 150.000 Jahren. Davor kommunizierten Menschen nonverbal. Es war für jeden unserer Vorfahren ein Leichtes, zu erkennen, ob vom Gegenüber Gefahr ausgeht. Alltagswissen, wie die Genießbarkeit von Lebensmitteln oder die Wirksamkeit von Kräutern, wurden über Mimik und Gestik übermittelt. Wir waren also Meister der nonverbalen Kommunikation. Umso mehr die Sprache in unsere Gesellschaft Einzug gehalten hat, desto mehr haben wir uns auf den Inhalt und nicht mehr auf die Zeichen in Gesichtern und Körpern anderer konzentriert.

Ohne Mimik ist alles nichts?

Es lohnt sich wirklich den Menschen intensiver in die Gesichter zu schauen, seine Mimik wahrzunehmen und die kleinen Bewegungen der Hände, Füße, Schultern, Finger und die des Kopfes zu entschlüsseln. Unser Körper spricht seine eigene Sprache. Ironie und Sarkasmus wären für Sheldon zum Beispiel leicht zu erkennen, wenn er das kleine Zucken der Mundwinkel deuten könnte.

mimik-koerpersprache

In „Lie to me“, einer weiteren amerikanischen Fernsehserie, spielen Körpersignale eine tragende Rolle.

Diese Serie hat es wirklich in sich. Paul Ekman, eine Ikone der Mimikforschung, hatte in der ersten Staffel als wissenschaftlicher Berater agiert, weshalb man in den ersten Folgen wirklich etwas lernen kann. In der zweiten und dritten Staffel wurde der Berater „eingespart“, was sich gleich in der Qualität der Serie niederschlug.

Was macht die Serie so spannend?

Tim Roth spielt einen Dr. Carl Lightman, der Mikroexpressionen erkennt und so Lüge von Wahrheit unterscheidet. Mikroexpressionen sind unwillkürliche mimische Bewegungen, die sich zwischen 40 bis 500 Millisekunden lang im Gesicht zeigen. Für ein ungeübtes Auge stellen sie nicht mehr als eine Zuckung dar. Für trainierte Mimikleser geben sie Hinweise auf Emotionen und verraten viel mehr als der Betroffene selbst manchmal möchte.

Mikroexpressionen verraten mir also, ob mein Gesprächspartner die Wahrheit sagt?

Das Mimikresonanz-Training ist ein Instrument, das sich speziell auf das Erkennen der kurzfristigen Mikroexpressionen konzentriert und schnelle Erfolge garantiert. Was das Lügenerkennen angeht, ist dies im Grunde ein Abfallprodukt des Mimiklesens. Eine Lüge macht sich oft in der Inkongruenz zwischen dem Gesagten und dem Gezeigten bemerkbar. Kann man Mimik und Körpersprache lesen, fallen die Unstimmigkeiten leichter auf.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Mimikresonanz-Training?

Das Mimikresonanz-Konzept wurde von Dirk Eilert entwickelt. Es geht darum, emotionale Signale zu erkennen, zu interpretieren und angemessen zu reagieren. Ich persönlich schätze das Training, weil es wunderbare Computersimulationen zu Übungszwecken enthält. Das Training sensibilisiert die Teilnehmer für das Thema und hilft Mimik und Gestik wieder als integralen Bestandteil menschlicher Kommunikation wahrzunehmen und zu benutzen. Zusätzlich zur Mimikresonanz findet das Thema Körpersprache deshalb in meinem Seminar eine große Beachtung, denn umso mehr kontextuelle Hinweise ich erhalte, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit der Interpretation des Gesagten richtig liege.

schimpanse_zaehne

Man kennt das ja aus dem Tierreich. Schimpansen, die ihren Rachen aufreißen und Zähne zeigen, verteidigen ihr Revier. Welches menschliche Verhalten zeigt uns, dass wir im beruflichen Kontext auf der Hut sein müssen.

Die Frage lässt sich nicht eindimensional beantworten. Menschen spielen Rollen. Ich empfehle zuerst die „Baseline“ eines jeden zu bestimmen – also sein neutrales Gesicht in entspannten Situationen. Jede Abweichung davon gibt uns Indizien auf emotionale Regungen, die sich in der Körpersprache und Mimik zeigen. Achten Sie auf die Mimik! Anzeichen von Irritation und Konzentration wie das Zusammenziehen der äußeren Augenbrauen und die Faltenbildung auf der Stirn, wirken oft wie Ärger. Welche Signale in der Körpersprache fallen Ihnen noch auf? Ist sie offen oder geschlossen? Auch unterdrückte Mimik gibt uns Hinweise. Das leichte Tippen mit den Fingerkuppeln auf der Tischplatte oder Handfläche kann ein guter Hinweis dafür sein, um zum Ende zu kommen….

Ich merke schon, in unserem Körperausdruck sind wir nicht so deutlich wie Schimpansen …

… aber bei genauer Betrachtung nicht allzu weit davon entfernt. Ein schönes Beispiel für die Revierverteidigung ist das Hochziehen der Schultern. Besonders beliebt bei den Herren der Schöpfung ist auch das Verhalten beim Begrüßen direkt aufeinander zuzulaufen. Damit wird der Stress schon im Voraus heraufbeschworen. Ein Mini-Ausweichschritt im 45 Grad Winkel entschärft die Fronten und macht so manch ein Geschäft oder Projekt möglich. Umso mehr Signale uns also bekannt sind, desto weniger treten wir in die Fettnäpfchen und können die ein oder andere Situation gezielt für uns entscheiden. Daher bin ich davon überzeugt, dass beruflich wie privat ein großer Nutzen im Erlernen der Körpersprache und des Mimiklesens liegt.

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Haben wir Ihr Interesse an der Methode geweckt? Nehmen Sie doch Kontakt zu uns auf. Wir beraten Sie gern und entwickeln ein passgenaues Inhouse-Seminar.

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