Allgemein, Kommunikation, Zusammenarbeit

Business-Schauspiel – Lernen durch Erleben

Ein Erfahrungsbericht unserer Kooperationspartnerin Annelena Balke, Trainerin

Könnte man in den Kopf seines Gesprächspartners gucken, so würde man sich häufig wundern:

 

„Ach, der Müller, der redet immer so viel… was der wieder will… da hör ich doch gar nicht mehr richtig zu….Seit der Führungskraft ist denkt der, er weiß alles besser. Aber ich muss nur still halten, der kriegt sich schon wieder ein.“

oder:

„Das ist eine Unverschämtheit! Ich zahle hier Geld, also erwarte ich auch eine Lösung für mein Problem!“

 

Welches Training eignet sich am besten, um Mitarbeitende und Führungskräfte, meine Kollegen auf die Praxis vorzubereiten? Welches ist am effektivsten? Welches am nachhaltigsten?

Schon lange ist sich die Forschung einig, am besten lernen wir über das Erleben. Sie geht sogar noch weiter: Menschen lernen nur über das Erleben. Also über das Handeln.

Viele Trainings setzen dieses Wissen schon in die Praxis um und haben Rollenspiele o.ä. in ihrem Methodenkoffer. Rollenspiele sind jedoch bei vielen ein unliebsames Tool, so ist es doch unangenehm, wenn mein Kollege mir in einer anderen Rolle gegenübersitzt und ein weiterer Kollege mir Feedback geben soll. Nur wenige Personen fühlen sich damit wohl in ihrer Haut, die gespielte Situation wird oft unbewusst so geändert, dass es für niemanden allzu weh tut – aber eben auch niemandem hilft.

Anders, wenn ein professioneller Business-Schauspieler die Szene übernimmt.

Dieser schlüpft in die Rolle des Gesprächspartners und kann sehr genau umsetzen, was er zuvor über die Beteiligten und über die Situation erfahren hat. Er scheut sich nicht, auch unangenehme Gefühle und Reaktionen darzustellen und dabei in der Rolle zu bleiben. Dadurch wird die gespielte Situation sehr authentisch.

Das Training mit einem Business-Schauspieler wird immer durch einen Trainer begleitet, der durch das gesamte Training führt und die Sicht von außen behält. Der Business-Schauspieler kann sich somit ganz in seine Rolle und die Situation mit dem Mitarbeiter – im Folgenden Coachee genannt – vertiefen. Ein solcher Trainingsprozess verläuft in vier Schritten. 

 

  1. Gesprächsanalyse

Bevor es in die Simulation geht, wird die Situation im Detail besprochen. Was ist der Anlass für das Gespräch? Was ist das Ziel? Was ist bereits im Vorfeld gelaufen? Wie genau agiert das Gegenüber (besonders die als schwierig empfundenen Verhaltensweisen!). Hier geht es ins Detail… Welche Körperhaltung nimmt er ein? Welche Stimme? Welche Energie? Welche Emotion? Spricht er viel oder wenig? Unterbricht er? Hält er Blickkontakt? Was sind typische Sätze?

Über diese Fragen wird sowohl das Gegenüber als auch die Situation sehr präzise analysiert und alle Beteiligten sind optimal auf die Simulation vorbereitet.

 

  1. Simulation

Durch die genaue Wiedergabe des Gesprächs entstehen – wie in der echten Gesprächssituation – Triggerpunkte: Der Körper reagiert auf den Stress, den man in dieser Situation empfindet und man agiert im Autopilot. Die typischen Verhaltensweisen werden sichtbar und können nun gespiegelt werden. Sätze wie „Oh je, genau so läuft unser Gespräch.“ oder „Retten Sie mich, ich komme hier nicht weiter.“ sind typisch.

Die Simulation läuft ca. 5 – 10 Minuten. Beide Gesprächspartner sind voll und ganz in ihrer Kommunikation versunken und vergessen meist das Team, das außen sitzt und beobachtet. Fast wie im echten Theater.

 

  1. Reflexion

Die erste Frage an den Coachee ist: „Haben Sie Ihr Ziel erreicht?“ Dieser fühlt seine Antwort mehr, als das er sie denkt. Es öffnet sich eine Tür, eine neue Möglichkeit wird spürbar. Er ahnt, dass sein altes Verhalten durch ein anderes, sinnvolleres ersetzt werden kann. Er steigt aus dem Autopilot-Modus aus. Sätze wie „Ja, ich habe gemerkt, dass ich Sie an dieser Stelle verloren habe…. Das ich so nicht weiter komme…“ markieren dieses Umdenken.

Das erste Feedback kommt direkt aus der Wahrnehmung des Schauspielers in der Rolle des Gesprächspartners:  An welcher Stelle habe ich mein Gegenüber nicht ernst genommen, nicht gehört, wo habe ich seine Rolle nicht anerkannt, wo war ich im Statuskampf? Auch werden die positiven Verhaltensweisen zurückgespiegelt und benannt. Sie werden dadurch bewusst gemacht und verstärkt. Durch diese Innenansicht bekommen wir die Möglichkeit, nach Alternativen und Lösungen zu forschen. Manchmal ist es genau ein Satz, ein Blick, die Körperhaltung, die fehlende Pause nach der Frage.

Das zweite Feedback kommt aus der Außenperspektive: Der Trainer, der beobachtet, ebenso wie die Gruppe sehen aus der Position von außen andere Aspekte. Auch dies ist wichtiger Bestandteil. So wird das Bild rund und blinde Flecken werden sichtbar.

 

  1. Ergebnis

Durch diese Selbstwahrnehmung und das ausführliche und sehr detaillierte Feedback bekommt der Coachee die einzigartige Möglichkeit, sein Verhalten nicht nur kognitiv sondern auch im Erleben zu reflektieren. Dies ist eine sehr effektive Lernerfahrung, die die eigene Selbstwirksamkeit spüren lässt: Ich bin der Situation nicht länger hilflos ausgeliefert, sondern ich bin in der Lage, sie aktiv zu gestalten. 

Durch die Erlebnisorientierung erfolgt das Lernen viel schneller und nachhaltiger. Es gibt oft diesen Aha-Moment: Du sprichst nicht länger über etwas, du bist mittendrin.

 

Es geht darum, die Erfahrung zu machen, dass man jede Kommunikation stark beeinflussen kann. Wenn man sich seiner Signale bewusst ist und wahrnimmt, was man selbst und auch das Gegenüber sendet, begreift man, dass man Kommunikation gestalten und modulieren, also steuern kann.

 

Das Feedback der Kunden spiegelt diesen Lernerfolg wider:

„Diese Methode kommt sehr schnell und ohne Umwege an die wesentlichen Punkte.“

und

„Als ich Rollenspiel gehört habe hatte ich gar keine Lust – aber dieses Training hat viel mehr gebracht als jedes Kommunikationsseminar.“

 

Autorin: Annelena Balke

 

 

 

 

 

*Für die bessere Lesbarkeit, verzichten wir bei diesem Artikel auf das Gendern. Wir sprechen natürlich alle Personen an.

 

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