Kommunikation, Persönlichkeit

Einfach sprechen!?

Warum Sprechtrainings auch in der modernen Kommunikationswelt sinnvoll sind.

In unserer Dienstleistungsgesellschaft nimmt die unmittelbare, mündliche Kommunikation unbestreitbar einen hohen Stellenwert ein. Trotz aller Bemühungen um Telekommunikation und Automatisierung ist im geschäftlichen Kontakt das Sprechen unverzichtbar. Warum nur? Was ist daran oftmals wichtiger, als dieselbe Information per Email oder Brief zu übermitteln?

Friedrich Nitzsche hat diesen Aspekt der Sprache schon im 19. Jahrhundert durchdacht, als an moderne Kommunikationsmittel noch gar nicht zu denken war. Sein Fazit hat nichts an Bedeutung verloren:

„Das Verständlichste an der Sprache ist nicht das Wort selber, sondern der Ton, Stärke, Modulation, Tempo, mit denen eine Reihe von Wörtern gesprochen wird, kurz die Musik hinter den Worten, die Leidenschaft hinter dieser Musik, die Person hinter dieser Leidenschaft: also alles das, was nicht geschrieben werden kann.“

Sprache ist also mehr als ein akustisches Phänomen. Das sinnliche Erleben von Rhythmen, Klängen und Melodien steht im Vordergrund. Und dieses kann nur im direkten Kontakt – sprechend untereinander – vermittelt werden. Selbst in Telefon- und Videokonferenzen geht von diesem lebendigen Miteinander viel verloren.

Die Wirksamkeit des eigenen Sprachgebrauchs erhöhen

Damit wir mit unserem Sprechen nun aber auch die gewünschte Wirkung wirklich erzielen können, gilt es, die von Nitzsche genannten Parameter überhaupt in Erscheinung treten zu lassen, sie gezielt und verlässlich einzusetzen und dies auch in authentischer, glaubwürdiger Weise zu tun. Dabei haben unsere Gesprächspartner und Zuhörer ein feines Gespür für Unstimmigkeiten.

Jegliches Training beginnt folglich damit, auf solche Facetten des Ausdrucks bei anderen und uns selbst zu achten. Niemand spricht immer in derselben Art und Weise. Also können wir mit absoluter Sicherheit in unterschiedlichen Situationen Unterschiede erkennen: und zwar darin, wie wir unsere Augenbrauen, Stirn, Mundwinkel, Kopf, Oberkörper, Schultern und Hände halten und bewegen, wie wir Atem, Tempo, Rhythmus, Pausen, Tonhöhe, Melodien, Lautstärken, Klangfarben, Artikulationsbewegungen einsetzen. Je öfter wir Varianten in unser Sprechen einfließen lassen, umso lebendiger und facettenreicher werden wir wirken. Ein richtig und falsch kann und darf es hier gar nicht geben.

Sprachvariation einüben

Wirksames Sprechen kann man lernen, denn ähnlich wie beim Sport beruht der Variantenreichtum auf der Übung. Damit ein selbstverständliches Rennen zu einer Hochleistung in Sprint oder Langstrecke werden kann, ein einfaches Werfen zu Hochleistung in Kugelstoßen oder Diskuswurf oder ein wenig Plantschen zu Sportschwimmen, müssen wir Bewegungsmuster neu einüben, verinnerlichen und schlafwandlerisch abrufen können. Das gilt für ein Sprechen, das professionellen Ansprüchen genügen soll, genauso.

Allerdings ist in Stimm- und Sprechtrainings von den Teilnehmenden sehr oft zu hören, dass sie sich bei der Einübung eines variantenreichen Sprechkanons sehr unwohl fühlen. Begründet wird die Gefühlslage oft mit der Furcht, unnatürlich zu wirken. Wenn ein solcher Eindruck überhaupt entsteht (und das sollten zuerst Dritte beurteilen, die uns noch nicht oft gehört und gesehen haben), beruht er meist darauf, dass wir uns um diese Veränderungen bemühen. Sie sind uns in der Trainingssituation einfach noch nicht vertraut. Insofern fordert ein solches Training immer auch eine gewisse Überwindung und Mut.

Der Autor:

Uwe Schürmann, Trainer im Auftrag des imeUwe Schürmann, Lehrlogopäde, Sprecherzieher (DGSS) und AAP-Lehrtrainer, widmet sich seit Anfang der neunziger Jahre dem Thema Präsenz, Auftritt, Stimme und Sprechgestaltung. Er fördert dabei immer die individuelle Balance von Authentizität, gesunder Technik und ausgefeilter Wirkung. Dabei verknüpft er langjährige Erfahrungen im Sprech- und Tanztheater, im kirchlichen Dienst, in Lehraufträgen verschiedener Hochschulen, in Callcentern oder in Trainings und Coachings für Speaker, Präsentatoren und Manager. Außerdem konzipiert und veranstaltet er Ausbildungen zum AAP-Trainer, zum Fachtherapeuten Stimme und zum Voice Coach. Nebenbei steht er mit zwei Ensembles als Rezitator regelmäßig selbst auf der Bühne. Uwe Schürmann bietet die Seminare Rhetorik und Stimmtraining an.

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