Interview mit Marion Schopen, Senior Consultant Inhouse und Prokuristin, für Handelsblatt, Ausgabe 17.03.2016
Die Beraterin zeigt Wege zur passenden Weiterbildung – und erläutert, wie Mitarbeiter dabei am besten motiviert werden.
Die Prokuristin beim Bielefelder Institut für Management-Entwicklung berät Unternehmen zum Thema Weiterbildung. Sie arbeitet auch selbst als Trainerin.
Frau Schopen, der Bedarf an Weiterbildung steigt. Wie können Unternehmen ermitteln, was für die eigenen Mitarbeiter wichtig ist?
Am besten können das die Führungskräfte in den Fachabteilungen herausfinden. Sie sind für die Entwicklung ihrer Mitarbeiter verantwortlich. Gute, regelmäßige Mitarbeitergespräche sind dafür ein wichtiges Instrument. Darin sollten Entwicklungsziele besprochen werden. Die Personalabteilung kann dann die verschiedenen Bedürfnisse sammeln und daraus das Weiterbildungsangebot erstellen.
Und wenn die Bedürfnisse sehr unterschiedlich sind?
Häufig ist die Antwort auf dieses Problem eine Art Mischkalkulation: Das, was alle oder viele Mitarbeiter brauchen, decken Unternehmen meist in klassischen firmeninternen Seminaren ab, die eigens für diesen Zweck konzipiert werden. Für den Einzelbedarf gibt es offene Seminare, die sich an Mitarbeiter verschiedener Unternehmen richten, oder E-Learning-Formate.
Können Personaler überprüfen, ob die Fortbildung wirkt?
Unternehmen evaluieren Weiterbildung häufig vor allem nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis und fragen: Hat sich meine Investition gelohnt? Genauso wichtig ist aber die Frage: Ist das Wissen angekommen? Das lässt sich am besten durch Gespräche herausfinden. Führungskräfte, Personaler und Teilnehmer müssen vor einer Weiterbildung Erwartungen besprechen und danach abgleichen, ob sie erfüllt wurden.
Was könnte schieflaufen?
Häufig ist die Einstellung zu Weiterbildungen eher das Problem. Wenn etwa Vorgesetzte ein Seminar nicht als Chance sehen, sondern nur als lästige zweitägige Abwesenheit. Oder wenn sie gar verlangen, dass der Mitarbeiter zwischendurch noch ein paar Mails beantwortet. So entsteht keine Motivation.
Ist Fortbildung langfristig planbar?
Die Geschwindigkeit, mit der sich Fachliches und Methodik ändern, lässt das kaum noch zu. Personalabteilungen müssen just in time sehen, was Mitarbeiter brauchen.
Geht es auch um das Erlebnis?
Menschen lernen besser, wenn sie Spaß dabei haben. Es kann nur ein Gewinn sein, dass die Palette der Möglichkeiten immer größer wird. Vom Youtube-Video bis zum Barcamp – es kommen ja täglich neue Ideen dazu.
Ihr Rat an Trainer, damit deren Botschaften auch wirken?
Was ich heute lerne, das kann ich im Idealfall morgen in meiner Arbeit anwenden. Deshalb sollten Trainer Beispiele nutzen, die die Teilnehmer aus ihrer täglichen Arbeit kennen. Die Praxis zeigt: Je individueller Fortbildungen zugeschnitten sind, desto besser kommen sie an.
Die Fragen stellte Jakob Struller
Quellen-Nachweis: Struller, Jakob: Wer Spaß hat, lernt besser. Handelsblatt, 17.03.2016.
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