Muss man zur Führungskraft geboren sein?

Deutschland hat ein „Führungsdefizit“. Diese oder ähnliche Schlagzeilen kann man immer wieder lesen. Bereits im Dezember vergangen Jahres wurde auf der Internetseite des BPM postuliert, dass Führungsfragen stärker beachtet werden müssen. Der Präsident des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) Joachim Sauer und Prof. Dr. Alexander Cisik, Professor für Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie an der Hochschule Niederrhein, haben daraufhin versucht, in 10 Thesen die derzeitigen Knackpunkte in der Führungskultur vieler Unternehmen offenzulegen.


Damit wird der Versuch gestartet, das bislang oft tabuisierte Thema „Was ist Führungskompetenz“ wieder zur Diskussion zu stellen – gerade weil hier selbst unter Fachleuten kein Konsens herrscht. Die Autoren sind der Meinung, dass man nur bedingt zu einer Führungskraft „entwickelt werden kann“. Eigenschaften wie Talent und Wille zur Führung müssten von vornherein vorhanden sein (siehe Punkt 10). Ist die richtige Einstellung jedoch da, lassen sich wichtige Kompetenzen und Eigenschaften durchaus erlernen. Was meinen Sie?

 

Die 10 Thesen lauten:

 

1. Es führen überwiegend die Falschen.

 

2. Es fehlen echte Alternativen zur Führungslaufbahn.

 

3. Führung fehlt Vertrauen.

 

4. Führung ist zu Deutsch.

 

5. Führung ist zu männlich.

 

6. Führung ist zu konventionell.
 
7. Führung mangelt es an Klarheit und Konsequenz.
 
8. Führungserfolg kann man nicht garantieren.
 
9. Führungsversagen hat zu selten Konsequenzen.
 
10. Führungskompetenz ist nur bedingt erlernbar.
 
 
Zum ausführlichen Bericht kommen Sie hier.

 

Der Stress von heute ist der Burnout von morgen

Was Arbeitnehmer und Arbeitgeber gegen permanente Überforderung tun können

 

Ein Gastbeitrag von Renate Wittmann, persolog GmbH

 

Im Februar machte die alarmierende Meldung die Runde: Fast die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland hat das Gefühl, dass der Stress am Arbeitsplatz in den vergangenen zwei Jahren größer geworden ist. Der „Stressreport 2012“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin berichtet, dass rund 50 Prozent der Arbeitnehmer einen starken Termin- und Leistungsdruck empfinden.

 

Stress entsteht laut Definition dann, wenn zwischen den Anforderungen, denen sich ein Mensch ausgesetzt sieht und seinen Ressourcen/Kompetenzen, diesen gerecht zu werden, ein Ungleichgewicht besteht. Bewertet er seine Ressourcen als ausreichend, kann Stress produktiv wirken. Er fühlt sich herausgefordert und setzt alles daran, die Situation zu lösen. Bewertet er seine Ressourcen dagegen als nicht ausreichend, kann Stress kontraproduktiv wirken. Der Betroffene schafft es in dem Fall nicht, das Ungleichgewicht wieder ins Lot zu bekommen.


Zeitnot macht Stress

 

Zur Entlastung von Chefs und Vorgesetzten sei gesagt: Ob sich jemand am Arbeitsplatz gestresst fühlt, kommt auf die Gesamtsituation an. Dazu gehört nämlich auch, was er aus

seinem privaten Umfeld an Stress mitbringt. Ein Beispiel: Der Mitarbeiter muss an einem bestimmten Tag pünktlich gehen, damit er seine Tochter vom Hort abholen kann. Er weiß aber genau, dass er eine Präsentation unbedingt noch vorher fertigstellen muss. Das eingeschränkte Zeitfenster schafft Stress, weil zwei zeitliche Fixpunkte aufeinander treffen. Jede dieser Situationen für sich würde jedoch keinen Stress hervorrufen. Hinzu kommt, dass jeder die geschilderte Situation individuell wahrnimmt und anhand seines Erfahrungsschatzes bewertet. Wer über ausgeprägte Kompetenzen im Umgang mit solch stressigen Situationen verfügt, wird den Stress anders wahrnehmen als jemand der über geringe Kompetenzen verfügt. Stress ist also nicht an sich negativ. Ganz im Gegenteil: Stress wirkt motivierend und anregend. Unternehmen sollten daher Wert auf Kompetenzen in Sachen Stressmanagement bei ihren Mitarbeitern legen.

 

Hier nun einige Tipps, wie sich Druck und Stress besser bewältigen lassen. Zunächst nehmen wir den einzelnen Menschen in den Blick, danach Lösungsvorschläge für Unternehmer und Vorgesetzte.

 

Mitarbeiter

  1. Lachen Sie
    Stress drückt die Stimmung. Wer nur sieht, was er alles noch nicht erreicht hat und was noch alles zu tun ist, bekommt auf Dauer depressive Gedanken. Lachen ist ein wirksames Gegenmittel. Schauen Sie sich mit Freunden einen lustigen Film an, besuchen Sie in Ihrer Stadt das Programm eines populären Kabarettisten. Und nehmen Sie sich selbst nicht zu ernst. Wer über sich selbst lachen kann, dem wird nie der Stoff ausgehen.
  2. Gehen Sie offline
    Wir leben in einer Unterbrechungskultur. Anrufe und eingehende Mails zerschießen uns die Möglichkeit, auch nur ein oder zwei Stunden am Stück konzentriert an einer Aufgabe zu bleiben. Wenn es technisch geht: Ziehen Sie den Stecker, schalten Sie den Anrufbeantworter ein. Die beste Lösung: Verlassen Sie Ihren Arbeitsplatz und setzen Sie sich mit den erforderlichen Unterlagen in ein Besprechungszimmer. Sie werden staunen, was Sie in dieser ablenkungsfreien Zone alles bewältigt kriegen.
  3. Schlafen Sie ausreichend
    Übermüdete Mitarbeiter sind unkonzentriert, langsamer und fehleranfällig. Wer ausgeschlafen ist, erledigt seine Aufgaben leichter und besser. Übrigens: Auch die Einhaltung eines wöchentlichen Ruhetags senkt das Stresslevel erheblich. Nach einem freien, erholsamen Tag schaffen wir in sechs Tagen mehr als derjenige in sieben Tagen, der immer durcharbeitet.

 

Unternehmen

  1. Verbessern Sie das Arbeitsumfeld
    Menschen arbeiten in düsteren, stickigen Räumen schlechter als in hellen und luftigen. Fragen Sie deshalb: Wie könnten die Arbeitsplätze schöner werden? Brauchen die Leute neue Schreibtischstühle? Sollten die sinnlosen Regale mit den Aktenordnern der letzten 30 Jahre nicht einfach rausfliegen? Reden Sie mit den Mitarbeitern und gehen Sie auf ihre Wünsche ein.
  2. Bieten Sie Trainings zum Stressmanagement an
    Einen guten Umgang mit Druck und Stress haben die meisten von uns nicht gelernt. Dabei lässt sich auf diesem Gebiet mit den richtigen Methoden viel Entlastung schaffen. Mit Trainings oder gezielten Einzelcoachings fühlen sich die Mitarbeiter nicht nur wertgeschätzt, sie bekommen auch gute Instrumente an die Hand, die ihnen bei der Bewältigung des Berufsalltags helfen. Außerdem haben wir gute Erfahrungen mit einem „Stress-Profil“ gemacht, das die Mitarbeiter individuell anlegen können und das ihnen hilft, gezielt an ihrem persönlichen Stressabbau zu arbeiten. Jeder Arbeitnehmer sollte basierend auf seinem Stressverhalten sein persönliches Stressbewältigungsprogramm erstellen. So lernt er, nonproduktiven Umgang mit Stress mithilfe der auf ihn zugeschneiderten Methoden aus kurz- und langfristigen Strategien in die produktive Richtung zu lenken.
  3. Kümmern Sie sich um die Betroffenen
    Auch mit den besten Tools werden Sie es in Einzelfällen nicht ausschließen können, dass Mitarbeiter ausbrennen. Durch Rehabilitations- und Wiedereingliederungskonzepte können Sie diese Menschen erneut für eine engagierte Mitarbeit im Unternehmen gewinnen. Gleichzeitig ist die Botschaft an die gesamte Belegschaft: „Auch wenn es euch schlecht geht, lassen wir euch nicht hängen.“ Das dient dem Betriebsklima.

 

 

Fazit

Stress ist ein Alltagsproblem. Um es zu bewältigen, müssen Mitarbeiter Kompetenzen im Umgang mit Stress aufbauen. Dabei sind sei auf die Unterstützung der Personalentwicklung angewiesen. Nur diese kann eine offene und vertrauensvolle Kultur des Stressmanagements nachhaltig im Unternehmen implementieren. Die Kosten hierfür rechnen sich für die Unternehmen schnell, denn die Krankmeldungen und Belastungen der Arbeitsleistung wegen Stress nehmen immer stärker zu.

 

 

Über die Autorin:

Renate Wittman von Persolog

Renate Wittmann: Pädagogin und Leiterin der Produktentwicklung bei persolog

Renate Wittmann ist Dipl. Pädagogin Univ. Sie hat an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg Pädagogik und Andragogik (Wissenschaft der Erwachsenenbildung) mit Bezugswissenschaft Psychologie studiert. Als Leiterin der Entwicklungsabteilung der persolog GmbH in Remchingen ist Renate Wittmann seit 2000 für die Weiterentwicklung und die wissenschaftliche Erforschung der persolog Lerninstrumente verantwortlich. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung und dem Einsatz von Lerninstrumenten in der Personal- und Organisationsentwicklung. Als Mitglied der Geschäftsleitung kennt sie aus der praktischen Erfahrung die Fragestellungen der Mitarbeiterführung und die Herausforderungen des Alltags im Geschäftsbetrieb. Renate Wittmann ist Mastertrainerin für die persolog Modelle und führt Zertifizierungs- und Aufbau-Seminare durch.

 

Die persolog GmbH ist einer der führenden Anbieter von Lerninstrumenten und Methoden für Personalentwicklung, Training, Coaching und Weiterbildung. Zu ihrem Blog kommen Sie hier.