5 Praxistipps, um Risiken neuer Projekte richtig einschätzen und Claims zuverlässig steuern zu können

Ein effektives Risiko- und Claim Management gehört heute zum Standard eines guten Projektmanagements, wenn es etwa um technische Projekte, IT-Vorhaben oder auch Projekte im Bausektor geht.

Ihr Projekterfolg ist immer dann in Gefahr, wenn Risikoereignisse tatsächlich eintreten. Zeitverzug, zusätzlicher Aufwand, unerwartete Mehrbelastungen, das Risikoregister eines Projektes kann einem Projektleiter schnell den Eindruck und das Gefühl vermitteln, von der Leitung eines offensichtlich risikobehafteten Vorhabens lieber „die Finger zu lassen“. Zahlreiche Projektrisiken können am Ende zu möglichen bzw. drohenden „Claims“ führen.

hinweis

Als Claim wird eine berechtigte oder unberechtigte Forderung bzw. Nachforderung bezeichnet. Die Prüfung der Forderungsansprüche macht Claims zum Schreckgespenst für den Projektleiter. Denn oft versteckt sich dahinter die Absicht des Kunden, mehr oder etwas anderes als „eigentlich“ vereinbart wurde, zu erreichen. Dies geschieht manchmal auch nur aus einem einzigen Motiv heraus: Der Kunde des Projektes will eine gute Verhandlungsposition für sich herausarbeiten und am Ende … Kosten sparen!

Was macht ein wirksames Risiko- und Claim Management aus?

Mit welchen konkreten Handlungsoptionen bleibt der Projektleiter in „time – cost – quality“ in der Erfolgsspur?

  1. projektreviewLernen aus vorherigen Projekten! Oft lästig, selten eine beliebte Veranstaltung, aber besonders wirkungsvoll. Führen Sie zum Ende Ihres Projektes ein Review im Kreis Ihres Projektteams durch und identifizieren Sie konkrete Lernwerte für Ihr nächstes Projekt. Wo gab es schwierige Abstimmungen? Wo haben sich Anforderungen als unklar gezeigt? In welchen Phasen musste Mehraufwand geleistet werden? Und nicht zuletzt: Was lief richtig gut?
  2. Das Projekt vor dem Start analysieren! Investieren Sie in eine Vorstudie und reduzieren Sie Ihr Risikopotenzial. Gerät Ihr Projekt in schwieriges Fahrwasser, so mag sich das überraschend anfühlen. Wenn Sie schon frühzeitig eine Risikoanalyse durchführen, bevor Sie ein Projekt als Projektleiter übernehmen bzw. bevor Sie den Projektauftrag verhandeln, können Sie dieser Gefahr aber entgehen. Machen Sie konkrete projektbezogene Bedrohungen zum Bestandteil des Projektauftrages, um sich gegen Misserfolg abzusichern.
  3. Risiko Management ist kaufmännische Führung! Ganz gleich, welche Risiken eintreffen, meistens kosten Sie Zeit und Mehraufwand oder führen dazu, dass einzelne Anforderungen nicht darstellbar sind. Am Ende eines Projektes wird abgerechnet, und zwar in Euro. Viel zu selten bezieht sich die Frage, „Wie läuft denn Ihr Projekt?“, auf Termine und Kundenzufriedenheit. Denn Interesse werfen meist die Kennzahlen zum Budget und der Rendite auf. Wer seine Risiken kennt, kann negative Einflüsse auf das Projektergebnis ins Budget kalkulieren und im Ernstfall frühzeitig kommunizieren. So gewinnt man als Projektleiter Sicherheit.
  4. Aktives Claim Management erleichtert das Projektgeschäft! Nachforderungen in Projekten bergen ein hohes Konfliktpotenzial. Als kluger Projektleiter wissen Sie darum und sehen den Claims in Ihren Projekten souverän entgegen. Aus der Risikoanalyse wissen Sie, was auf Sie zukommen kann und pflegen entsprechend Ihre Kundenbeziehung. Bereiten Sie Ihre Kunden auf mögliche Rückschläge vor. So geraten Sie nicht mehr in Zugzwang, auf scheinbar überraschende Claims in kürzester Zeit – und zu hohen Kosten – reagieren zu müssen. Warten Sie nicht auf Mitteilungen Ihres Kunden, sondern pflegen Sie eine aktive Kommunikation. Das schafft Vertrauen in Ihre Verlässlichkeit und Sie können mögliche Nachforderungen so früh erkennen, dass Sie dem formalen Streit zuvorkommen und einvernehmliche Lösungen finden.
  5. Business people arranging an appointment in cosy meeting roomProjekttagebücher schaffen Sicherheit! Aus großen Bauprojekten kennt man aus früheren Zeiten das sogenannte Bautagebuch, in dem alle Absprachen, Ereignisse und Zwischenergebnisse chronologisch notiert werden. Mündliche Absprachen gehören zum täglichen Projektleben dazu, das weiß jeder Praktiker. Notieren Sie alle Abstimmungsgespräche mit Datum und Uhrzeit und fassen Sie wichtige Ergebnisse in eine zeitnah verfasste kurze schriftliche Nachricht an Ihren Gesprächspartner zusammen; mit Hilfe der heutigen Kommunikationsinstrumente ein sehr überschaubarer Aufwand. Projekte lassen sich auf diese Weise auch über eine längere Projektlaufzeit à jour halten. Für mögliche Change Requests oder Nachträge schaffen Sie sich dadurch eine wertvolle und zugleich werthaltige Grundlage.

Ergänzen Sie Ihren Projektmanagement-Werkzeugkoffer um praxisgerechte Instrumente des Risiko und Claim Managements und erhöhen so Ihre Chancen auf nachhaltigen Projekterfolg.

Der Autor:

Klaus Knechten, Trainer im Auftrag des ime

Klaus Knechten, Diplom-Kaufmann, langjähriger Geschäftsführer eines Unternehmens der Baustoffindustrie und heute Inhaber und Geschäftsführer der S3 Managementberatung ist seit 1994 Trainer, Berater und Experte im Projekt- und Prozessmanagement, der Organisationsentwicklung sowie Führung. Sein Praxisschwerpunkt liegt in technisch komplexen Projekten und der nachhaltige Sanierung von Krisenprojekten sowie das Coaching von Projekt Managern für die „echte“ Projektpraxis. Er bietet die Seminare Strategisches Prozessmanagement, Operatives Prozessmanagement, Risiko-, Claim- und Krisenmanagement sowie Betriebswirtschaftliche Projektführung an. Die privaten A-Projekte sind seine Familie, Reisen in die Provence und das Tanzen, besonders auf Tanzbällen zu guter Big Band Musik.

Weibliche Führungskräfte per Gesetz? Keine gute Idee!

Seit Juni 2014 befindet sich der Gesetzentwurf zur Frauenquote in der Ressortabstimmung. Er sieht unter anderem vor, dass in börsennotierten Unternehmen 30% der Aufsichtsräte weiblich sein müssen. Wann das Gesetz verabschiedet wird, ist bislang offen. Obwohl die Quote im Koalitionsvertrag steht, scheinen sich die Koalitionspartner nach wie vor über die Sinnhaftigkeit des Vorhabens uneinig zu sein. Die einen feilschen im Hintergrund um jede Formulierung, die anderen fordern mit Verweis auf die angespannte wirtschaftliche Lage die Verschiebung des ganzen Projekts. Wäre es da nicht generell besser, auf die Frauenquote zu verzichten? Ich meine, ja.

 

Sicher, die nackten statistischen Zahlen sprechen ganz klar für die Durchsetzung einer Quote. Wenn nur rund drei Prozent der Vorstandsposten von Frauen besetzt sind, spiegelt das weder die gesellschaftliche Geschlechterverteilung wider, noch zeigt es, wie einflussreich Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wirklich netzwerken.

 

Etwas mehr als eine Handvoll Frauen in den Vorständen der 30 Dax-Unternehmen ist in der Tat zu wenig!

anteil-der-frauen-vorstand_klein

Natürlich sollen Frauen die gleichen Möglichkeiten wie Männer haben, Verantwortung in Unternehmen, Vereinen, Parteien oder im öffentlichen Dienst zu übernehmen. Doch würde der Gesetzesentwurf in seiner jetzigen Form diesem Ziel zuträglich sein? Nein, denn nach langen Debatten hat man sich darauf geeinigt, dass in den rund einhundert börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen Deutschlands 30 Prozent der Vorstandsposten und Aufsichtsratsplätze an Frauen gehen müssen. Bei weiteren 3500 größeren Unternehmen (abhängig von der Mitarbeiterzahl) werde ab 2015 wohl eine flexible Lösung eingeführt. Zudem wird im öffentlichen Dienst und in staatlichen Unternehmen eine paritätische Lösung angestrebt. Wohlgemerkt, das Statistische Bundesamt zählt in Deutschland über 3,6 Millionen steuerpflichtige Unternehmen. Betrachtet man diesen großen Teil und deren Anteil an weiblichen Führungskräften, ergibt sich nämlich eine ganz andere Situation. In einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes von 2012 war jeder dritte Führungposten weiblich besetzt – gemeint sind damit Frauen, welche die Geschäfts­führung kleiner Unter­nehmen, die Geschäfts­führung oder Bereichs­leitung großer Unter­nehmen sowie leitende Positionen im Verwaltungs­dienst inne haben. Gemessen an der Erwerbstätigenquote von Frauen, die 1990 bei etwas über 50% und 2013 bei 72% lag, ist das kein schlechter Schnitt.

 

Betrachtet man die Frage der Frauenquote aus dieser Perspektive, kann man das Gesetzesvorhaben schon vor Inkrafttreten als gescheitert bezeichnen. Keineswegs habe ich etwas gegen Frauen in Dax-Unternehmensvorständen. Sie bringen einen Perspektivwechsel in die Unternehmen, haben einen anderen Führungsstil, sind Innovationsträger, verändern Unternehmenswerte und pflegen einen anderen Umgang im Wettbewerb. Das alles sind wichtige Signale, aber eben auch nicht mehr.

 

Die Emanzipation des Mannes ist der Schlüssel zu mehr Frauen in Führungspositionen

Die Frauenquote braucht man nicht, weil sie gut gemeint, aber schlecht gemacht und gedacht ist. An den täglichen Problemen vieler Arbeitnehmer, egal welchen Geschlechts, geht sie nämlich vorbei. Dass es zu wenig Frauen und zu viele Männer in Führungspositionen gibt, ist eindeutig der Tatsache geschuldet, dass es Männern bisher nicht gelungen ist, sich aus den Zwängen der gesellschaftlichen Geschlechtszuschreibungen zu befreien. Vor über 130 Jahren war man noch der festen Überzeugung, dass Geschichte von Männern gemacht werde. Das dem nicht so ist, dafür ist Deutschland leuchtendes Beispiel: Hier wird sogar das Militär von einer Frau geführt.

 

Vater mit Kind - Elternzeit Männer, die sich Zeit für ihre Familie nehmen und bspw. Elternzeit wahrnehmen, werden öffentlich für Ihre Einstellung gelobt. Hinter vorgehaltener Hand spricht man gern von „Hausmännern“, raunt sich verschwörerisch zu, dass in der Partnerschaft wohl jemand anderes die „Hosen anhabe“ oder noch schlimmer, spricht Vätern die Kompetenz der Kinderbetreuung ab. Ich kenne einige Beispiele, in denen Vätern nach ihrer Elternzeit der Wiedereinstieg in das Berufsleben durch Mobbing schwer gemacht wurde. Noch nie habe ich von Frauen gehört, die wegen ihres Mutterschaftsurlaubes oder der Inanspruchnahme der Elternzeit schräg angesehen worden.

 

Was wir also brauchen, ist keine Frauenquote, sondern ein Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Politische Leitlinie sollte es sein, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erhöhen. Männer sollten gegen ihre Rollenklischees aufbegehren, müssen sich aber darauf verlassen können, gesellschaftlichen Rückhalt zu behalten. In der Wirtschaft sind beispielsweise flexiblere Arbeitszeiten, Projektarbeit, weniger Argwohn und mehr Vertrauen in die Mitarbeiter, die im Home Office arbeiten, gefragt. Dann klappt es auch mit den Frauen in Führungspositionen.

 

Volker Neumann von careers4women hat mich auf den eigenen Artikel aufmerksam gemacht, der zwar schon etwas älter ist, aber interessante Argumente gegen einen Quotenregelung vorbringt.