„Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt …“

Interview mit comspace über Feelgood Management, Arbeitskultur und Teamwork

Unternehmen verfolgen die unterschiedlichsten Ansätze, wie sie sich auf steigende Marktbedingungen, Wettbewerb um Mitarbeiter und zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen einstellen. Feelgood-Management ist eine Möglichkeit die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt im Unternehmen zu pflegen und darüber den Unternehmenserfolg sicherzustellen. Ich sprach mit Sarah, Feelgood-Managerin und Andreas, Geschäftsführer von comspace über Unternehmenskultur, Feelgood und Teamwork.

 

Andreas, seit Oktober 2014 ist comspace offizieller „Goodplace to work“. Wie hoch war der Feelgood-Faktor vor Erwerb der Arbeitgeber-Auszeichnung?

 

Andreas: Das Thema Wohlfühlen am Arbeitsplatz war uns schon immer wichtig. Anfang letzten Jahres haben wir uns dann genauer mit dem Begriff Feelgood Management beschäftigt und festgestellt, wie gut das Konzept zu uns passt. Mit Feelgood haben wir das passende Gerüst für unsere comspace-typische Arbeitskultur gefunden. Dieses besondere Miteinander wollen wir uns auch dann noch erhalten, wenn wir irgendwann von 60 auf vielleicht 120 Kolleg_innen gewachsen sind.

 

Welche Hoffnungen verbindest du mit der Initiative? Was verspricht sich comspace von der Auszeichnung?

 

Andreas: Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt und die Auszeichnung als “Goodplace to work” dokumentiert das. Wir hoffen, dass Feelgood Management uns langfristig dabei hilft, die bestehenden Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und neue Leute auf uns aufmerksam zu machen. Ob comspace das Zeug zum Goodplace hat, war übrigens keine Entscheidung des Managements. Hier war die Stimme der Mitarbeiter ausschlaggebend. Das Goodplace-Team hat uns bei der internen, anonymen Befragung unterstützt und dabei geholfen herauszufinden, in welchen Bereichen unserer Unternehmenskultur wir punkten können und was noch ausbaufähig ist. Der Blick von außen war da sehr hilfreich.

 

comspace 

Goodplace analysiert Unternehmen nach Kriterien wie Flexibilität, Arbeitskultur oder Offenheit und stützt sich dabei auf Mitarbeiterbefragungen. Sarah, welche Projekte hast du zuerst in Angriff genommen?

 

Sarah: Bei unserer ersten Befragung haben die Punkte Gemeinschaft, Zusammenarbeit und Arbeitskultur am besten abgeschnitten. Ich habe deshalb erst einmal an diese Pluspunkte angeknüpft und im Rahmen der Punkte Gemeinschaft und Zusammenarbeit ein gemeinsames Team-Event im Hochseilgarten organisiert. Dazu kamen dann Gespräche mit neuen Kollegen, um sie einerseits schneller ins Team zu integrieren und andererseits unseren Onboarding-Prozess auf längere Sicht zu verbessern. Auch Projekte wie die Umgestaltung des Innenhofs gemeinsam mit unserer Garten-Gruppe sind in der Anfangszeit entstanden.

 

Andreas, kannst du schon ein Fazit ziehen? Was hat sich durch die Arbeit einer offiziellen Feelgood Managerin innerhalb des Unternehmens verändert?

 

Andreas: Da muss ich klar das Thema Vertrauensperson herausstellen. Wir merken, dass die Kollegen es schätzen und toll annehmen, mit Sarah eine feste und neutrale Ansprechpartnerin im Unternehmen zu haben, die ein offenes Ohr für die teils auch sehr persönlichen Themen hat. Das ist auch ein Grund, warum Sarah nicht weisungsgebunden ist. Sie berichtet weder an die Geschäftsführung noch an die Personalabteilung und kreist mehr wie ein unabhängiger Satellit durchs Unternehmen.

 

Wie wurde die neue Managementstelle von den Kollegen aufgenommen? Gab es Widerstände?

 

Sarah: Grundsätzlich gibt es bei uns sehr flache Hierarchien und wir legen viel Wert auf Offenheit und Mitbestimmung. Das beinhaltet natürlich auch den Freiraum, sich nicht für das Thema zu begeistern. Nicht jeder trägt jede Entscheidung mit und das ist auch okay. Wer keine Lust auf Bewegungsangebote oder gemeinsames Grillen hat, nimmt dafür vielleicht mal die Möglichkeit in Anspruch, sich unter vier Augen auszutauschen. Der Begriff ist da vielleicht auch etwas irreführend. Es handelt sich ja nicht um eine Managementstelle im Sinne von Führung anderer Kollegen, sondern ich arbeite gemeinsam und teamübergreifend mit den Kollegen an verschiedenen Projekten.

 

Wie würdest du deine Rolle als Feelgood Managerin definieren?

 

Sarah: Es geht darum, unsere Unternehmenkultur zu erhalten und zu stärken, für ein gutes Gemeinschaftsgefühl zu sorgen und optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Kollegen gern zur Arbeit kommen. Die Aufgaben, die darunter fallen, sind sehr abwechslungsreich, wobei der Schwerpunkt auf der Kommunikation und dem Austausch mit Kollegen liegt. Da das Berufsbild noch recht neu ist, steht man so ein bisschen auf der grünen Wiese und muss sich überlegen, was dort wachsen soll. Das fordert sehr, lässt aber auch viel Gestaltungsspielraum. Entscheidend ist dabei, dass Feelgood Management eine Gemeinschaftsaufgabe ist und davon lebt, dass die Kollegen sich einbringen. Die Umsetzung von Projekten erfolgt gemeinsam. So kann jeder sein optimales Arbeitsumfeld selbst mitgestalten.

 

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von dir aus?

 

Sarah: Normal heißt für mich, dass fast kein Tag in der Woche “nach Plan” verläuft. Es gibt wenig Routine in meinem Job, aber genau das gefällt mir daran. Man ist in viele Themen involviert und bekommt eine Menge mit.
Was ich wirklich jeden Tag mache, ist mit Kollegen kommunizieren. Das geschieht persönlich, per Google Hangout oder E-Mail. Dabei kann es um die verschiedensten Dinge gehen. Mal ist es ein konkretes Projekt, z.B. zum Thema Akustik oder zur Gestaltung unseres Innenhofs, mal kommt jemand spontan vorbei und fragt, ob ich kurzfristig ein offenes Ohr für ein berufliches oder auch privates Problem habe.

 

Welche Kompetenzen muss man als Feelgood Manager mitbringen? Gibt es bestimmte arbeitsrechtliche Vorgaben?

 

Sarah: Aktuell ist die Berufsbezeichnung noch nicht geschützt. Somit gibt es auch keine konkreten Vorgaben, die man erfüllen muss. Dazu kommt, dass die Aufgaben und Schwerpunkte bei einem Großkonzern ganz anders aussehen können, als bei einer Agentur mit 60 Mitarbeitern. Was für die Stelle bei uns von Vorteil ist, kann in einem anderen Unternehmen wiederum unwichtig sein. Deshalb halte ich eine allgemeingültige Kompetenzliste auch nicht für sinnvoll. Woran wir uns gerne orientieren, ist das KAI-Jobprofil, das gemeinsam von Goodplace und dem Fraunhofer Institut entwickelt wurde.

Ich denke, mir persönlich hilft meine berufliche Erfahrung im touristischen Bereich und eine Service-orientierte Einstellung an vielen Stellen weiter. Dazu gehört die Kollegen immer ein bisschen wie wiederkehrende Gäste zu behandeln und dabei gleichzeitig die unternehmerischen Interessen nicht aus den Augen zu verlieren. Man muss aufmerksam sein, Einfühlungsvermögen besitzen und Informationen vertraulich behandeln. Außerdem ist eine positive Grundeinstellung von Vorteil, um auch in schwierigeren Situationen den blauen Himmel hinter den Regenwolken zu sehen.

 

Hat der Job auch Schattenseiten?

 

Sarah: Herausforderungen trifft es eher. Eine kleine Herausforderung ist es zum Beispiel, sich selbst und den Kollegen immer wieder vor Augen zu führen, dass wir schon eine Menge möglich machen und dass das nicht unbedingt selbstverständlich ist. Eine etwas größere Herausforderung ist es, mit Kritik und schwierigen Situationen umzugehen. Damit meine ich einerseits kritische Stimmen meine Stelle betreffend und andererseits Probleme und Sorgen von Kollegen, die man natürlich beheben möchte, aber gleichzeitig auch nicht zu nah an sich heran lassen darf. Dafür treffe ich mich nach Bedarf mit einem Supervisor der mir dabei hilft, Dinge distanziert zu betrachten und Lösungsansätze aufzuzeigen.

 

Feelgood-Management lebt ja auch von der Initiative der Kollegen. Gab es schon mal einen Vorschlag, den du nicht umsetzen konntest?

 

Sarah: Ja, das kommt natürlich vor. Man kann aus Zeit- und Kostengründen nicht jeden Vorschlag umsetzen und jeden Wunsch erfüllen, aber es wird jeder gehört, der eine Idee einbringen oder ein Thema voranbringen möchte. Das wird mittlerweile immer mehr angenommen und die Kollegen können auch gut einschätzen, was machbar ist und was eher nicht.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

#ZukunftHR – Digital ist besser

Die Zukunft der HR wird digital. Der Human Resources Manager sammelt in seiner Blogparade Antworten auf die Frage, was HR mit der verdammten digitalen Transformation zu tun hat. Das ist eine spannende Diskussion, zu der wir natürlich Stellung beziehen wollen. Ich habe Trainer und Kunden befragt, wie sie die Zukunft der HR-Handlungsfelder Personalgewinnung, Organisationswandel, Personalführung und Personalentwicklung sehen.

So zwangsläufig wie die Digitalisierung der HR in manchen Blogs und Magazinen beschrien wird, muss die Entwicklung gar nicht ausfallen. Das wurde mir im Vortrag von Jens Brennholt im Rahmen eines Open Space, an dem ich neulich teilnahm, nochmal richtig deutlich. Es ist einfach nicht möglich, dass wir aus den Trends der Gegenwart eine zuverlässige Prognose für die Zukunft ableiten.

Ein mögliches Szenario könnte etwa so aussehen

Jens und sein Team ermittelten in deutschen Unternehmen siebzehn Schlüsselfaktoren, die Personalentwicklung beeinflussen. Die Digitalisierung gehört ebenso dazu wie die Demografie, der Weiterbildungsmarkt oder das unternehmensinterne Standing der Personalabteilung. Fragt man danach, wie sich diese Kriterien entwickeln können, erhält man eine Landkarte der Zukunft, in der sechs Szenarien vorstellbar sind.zukunft-PE

Ich halte Szenario Vier für am wahrscheinlichsten. Wie würde diese Zukunft aussehen?

Digitalisierung und Globalisierung haben die Marktanforderungen enorm erhöht. Die Organissationsstrukturen der Unternehmen sind so entwickelt, dass die verschiedenen Unternehmensbereiche agil und flexibel auf Marktveränderungen reagieren können. Die Rekrutierung neuer Mitarbeiter stellt für die Unternehmen eine große Herausforderung dar. Der Wettbewerb um kompetente Mitarbeiter ist enorm. Fach-und Führungskräfte stellen einerseits hohe Anforderungen an die Arbeitsplätze. Gleichzeitig steigt aber die Bereitschaft zur langfristigen Bindung an das Unternehmen. Die HR-Abteilung ist eine wichtige Stütze der employee value proposition. Sie vermittelt zwischen Unternehmensbereichen und unterstützt die Umsetzung des Unternehmensleitbildes, gestaltet Arbeitsplätze, Arbeitszeit- und Vergütungsmodelle sowie Entwicklungs- und Karrierechancen. Personalarbeit ist aktiv und zukunftsorientiert, von hohen Budgets, spezialisierten, individualisierten und passgenauen Aus- und Weiterbildungsangeboten sowie einem hohen Wertbeitrag für das Unternehmen gekennzeichnet. Die Mitarbeiter zeigen eine hohe Lernbereitschaft, wenn die Weiterbildung ihrer persönlichen Entfaltung dient.

Wie sehen die HR-Handlungsfelder Recruiting, Personalführung, Organisationswandel und Personalentwicklung in so einer Zukunft aus?

Recruiting

Julian Schernikau, PersonalreferentStarker Wettbewerb um Talente, Internationalisierung oder Demografie – Unternehmen stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Julian Schernikau, Personalreferent bei Wincor Nixdorf steht Rede und Antwort:

Recruiting goes digital. Was heißt das für Wincor Nixdorf?

Für ein internationales IT – Unternehmen wie Wincor Nixdorf ist es enorm wichtig, die Zielgruppe für das Recruiting dort abzuholen, wo sie sich aufhält: häufig im Web. Zukünftig wollen wir noch mehr auf E-Recruiting setzen, national wie international.

Wie geht Wincor Nixdorf bei der Personalbeschaffung vor?

Zum einen sind wir zukunftsorientiert auf der Suche nach „People with Spirit“ und besetzen Vakanzen extern. Zum anderen liegt der Fokus auf der Personalentwicklung mit dem Ziel, Mitarbeiter aus den eigenen Reihen zu fördern und durch ihre gezielte Weiterentwicklung einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg und zur Zukunftssicherung von Wincor Nixdorf zu leisten. Dabei streben wir also eine Win-Win-Situation für Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen an, d.h. alle Beteiligten sollen einen Nutzen daraus ziehen können.

Worauf wird bei der Personalauswahl das größere Augenmerk gelegt?

Bei der Stellenbesetzung steht erst einmal der Mensch im Mittelpunkt. Ja – das hört sich jetzt erst einmal sehr „abgegriffen“an, aber wir lernen jeden Kandidaten mehrmals persönlich kennen. Auch der potenzielle Vorgesetzte ist darin eingebunden und schaut, ob dieser in sein Team passt. Natürlich legen wir auch einen großen Wert auf die fachliche Kompetenz des Kandidaten, denn unsere fundierte Erfahrung, Qualität und Expertise ist anerkanntermaßen unsere Stärke im Markt.

In welchen Formaten, Maßnahmen, Anwendungen siehst du das größte Potenzial, Mitarbeiter zu finden, die zum Unternehmen passen?

Wenn ich mal so eine grobe Candidate Journey durchgehe, dann beginnt es dabei, dass der Bewerber sich über das Unternehmen informiert oder darauf aufmerksam wird. Hier sehe ich ein großes Potenzial für die Karriereseite. Authentizität, Aussagekraft und Informationsgehalt machen u.a. eine wirksame Karriereseite aus. Ebenfalls Potenzial sehe ich in der Nutzung von sozialen Karrierenetzwerken für die Suche von neuen Mitarbeitern. Ein großer Vorteil hier ist die Aktualität der Daten. Spannend ist auch die Entwicklung und Nutzung der mobilen Bewerbung.

Was glaubst du, wie sich die Personalsuche zukünftig aufstellen muss.

HR hat das Ziel seine Kunden, die Fachbereiche, bestmöglich bei der Personaladministration zu unterstützen und damit einhergehend die Aufgabe, den Unternehmenserfolg nachhaltig zu sichern. In der Personalsuche müssen wir daher zukünftig noch flexibler sein. Neue IT & Medien können für die Personalsuche spannend sein. Mit Hilfe von Talent Pools, Mitarbeiterförderung und der Nutzung von Datenbanken können Stellen unter Umständen schneller besetzt werden. In jedem Fall wird sich eines bei der Personalsuche ändern: das Unternehmen bewirbt sich zukünftig zunehmend beim Kandidaten.

Personalführung

Christoph Athanas, Trainer im Auftrag des imeWird sich die Rolle der Führungskräfte verändern? Wenn ja, wie? Ich habe unseren Trainer für Führungsthemen und HR Christoph Athanas um ein Statement gebeten:

Digitalisierung verändert Organisationen in vielen, vielleicht in allen Bereichen. Bei einem zentralen Aspekt wie der Führung werden die Auswirkungen entsprechend groß sein. Ein wichtiger Teil davon ist meiner Einschätzung nach die Neu- und Uminterpretation von wesentlichen Führungsrollen. An Stelle des Steuermanns wird eher der Orchesterdirigent treten. Statt des Spielmachers wird mehr der Coach an der Seitenlinie gebraucht, der hilft, gute Bedingungen zu schaffen. Ein höheres Maß an Selbststeuerung in Teams wird Normalität und wer als Führungskraft dies nicht zu nutzen weiß, nimmt sich die Chance wirklich gute Leistungen mit den Mitarbeitern erzielen zu können. Auch wenn gerade gesagtes schon heute ein gutes Stück weit gilt, wird es unter stärker digitalisierten Bedingungen noch zutreffender sein: Verfügbare und vernetzte Daten, aufbereitet in smarten Tools und genutzt durch entsprechend kompetente Leute schafft automatisch mehr Transparenz. Diese wird auch die Führungskräfte und ihr Handeln vor den Teams greifbarer machen. Damit werden nach und nach alle Führungsrollen fragwürdig, welche auf Wissensvorsprung oder purer Macht beruhen. Ihnen wird die Legitimität entzogen.

Organisationswandel

Dynamische Veränderungsprozesse werden die  Unternehmen dazu zwingen, verstärkt auf Projektmethoden zu setzen. Klaus Knechten, IME-Trainer für Projekt- und Prozessmanagement ist sich sicher:

Auf den fortschreitenden und sich beschleunigenden Trend der Digitalisierung antwortet der erfolgreiche Projektmanager mit einem entschiedenen „back to the roots“ und setzt auf agile Methoden. Warum? Agile Methoden, wie z.B. „scrum“ setzen auf kurz getaktete persönliche Kommunikation, ein transparentes methodisches Vorgehen und die Motivation „das haben wir schon fertig…“. Agil ist dabei gar nicht neu … eher ein Retro-Trend … Schon seit Jahrzehnten setzt der erfolgreiche Projektleiter großer Bauvorhaben auf Modularisierung, tägliche Besprechungen und eng gesetzte Zwischenziele. Die unbestrittenen Vorteile der digitalen Welt nutzen und dabei die Erfolgsfaktoren Nr. 1 und 2 für Projekte nicht aus den Augen verlieren: Kommunikation und Methodenkompetenz!

Personalentwicklung

PE wird in viel größerem Maß strategisch am Erfolg des Unternehmens beteiligt sein. Sie stellt nämlich sicher, dass alle Unternehmensbeteiligten ihre persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen für den Unternehmenserfolg einbringen können. Personalentwicklung wird in Entwicklungsgesprächen unterstützend aufzeigen, wie dies möglich ist. Ziel ist es, die Eigenverantwortung der Mitarbeiter zu stärken, sie für ihren persönlichen Lernfortschritt zu sensibilisieren und sie aktiv in die Entwicklungsarbeit einzubeziehen. In den Unternehmen der Zukunft wird es keine Mitarbeiter, Angestellte oder Beschäftigte geben, sondern nur noch „Unternehmensgestalter“.

Personalentwicklung stellt dafür Lernräume zur Verfügung, in denen virtuelle, kooperative oder singuläre Lernerfahrungen möglich sind. Ein wichtiger Bestandteil wird der Aufbau von Wissensnetzwerken sein. Darin kommen unabhängig von einem äußeren Impuls „Unternehmensgestalter“ unter einer selbstgewählten Führung zu einem selbstgewählten, dem Unternehmen zuträglichen Zweck zusammen.

Meinungen, Ergänzungen, Kritik sind wie immer herzlich willkommen.

Sieben Learnings über Feelgood Management

Vor einigen Wochen habe ich Sarah, Feelgood Managerin bei comspace auf einer Augenhöhe-Veranstaltung getroffen. Neugierig, was sich hinter dem Begriff verbirgt und wie sich die Anwesenheit einer „Unternehmenskulturbeauftragten“ auf die tägliche Arbeit auswirkt, vereinbarten wir ein weiteres Treffen in den Räumen der Bielefelder Online-Agentur. Zusammen mit Andreas Kämmer, Geschäftsführer und verantwortlich für die Bereiche Kommunikation, Personal und Finanzen bei comspace, diskutierten wir über Ziele, Zweck und Auswirkungen des Feelgood Managements (FGM). Herausgekommen sind: Meine persönlichen sieben Learnings und ein Interview, das wir nächste Woche bei uns im Blog vorstellen.

 

Diese Überlegungen stellen kein Rezept für eine Umsetzung dar. Wie FGM gelebt und gestaltet werden kann, muss jedes Unternehmen selbst erproben. Deshalb können die learnings auch immer nur Anregung für eine weitere thematische Auseinandersetzung sein.

 

Sieben learnings über Feelgood Management

  1. Feelgood Management ist ein Fulltime-Job.

    Wenn in Unternehmen eine derartige Stelle geschaffen wird, muss sich die verantwortliche Person auch voll und ganz auf diese Aufgabe konzentrieren können. Feelgood-Beauftragte können keine weitere Funktion wahrnehmen. Denn welche Botschaft würde mit einer derartigen Entscheidung gesendet werden? FGM kann nebenbei erledigt werden! Die geteilte Aufmerksamkeit ist de facto ein Zeichen für die Geringschätzung der Arbeit, bevor die Tätigkeit überhaupt aufgenommen wurde.

  2. Feelgood Manager_innen müssen unabhängig arbeiten können.
  3. „Wohlfühlmanager“ sind Ansprechpartner für alle Personen innerhalb des Unternehmens. Sie haben ein offenes Ohr für Sorgen, Anregungen oder Kritik der Mitarbeiter, der Vorgesetzten oder der Eigentümer. Feelgood Manager begleiten und koordinieren Veränderungspläne oder unterstützen bei der Problemlösung zwischen Unternehmensparteien. Damit sie dabei keinen Interessenskonflikten ausgesetzt sind, brauchen sie Freiheit. Sie unterliegen natürlich der Schweigepflicht.

  4. Feelgood Management ist keine Einbahnstraße.

    Auch Feelgood Manager-innen haben Redebedarf. Mitunter können die Dinge, die sie im Unternehmen von anderen Mitarbeiter erfahren sehr persönlicher Natur sein. Für den thematischen Austausch oder die Supervision bieten sich externe Gesprächspartner an.

  5. Wer Feelgood Management mit Bespaßung verwechselt, irrt.

    Natürlich gehört es zum Tätigkeitsbereich der Verantwortlichen dazu, auf die Bedarfe der Mitarbeiter einzugehen. Wünschen sich diese zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück zum thematischen Austausch oder zur Pflege des Miteinanders, spricht meines Erachtens nicht viel gegen die Durchführung. Auch ein Aufenthaltsraum, in dem die Mitarbeiter sich entspannen oder mit diversen Tätigkeiten ablenken können, um Kraft für die nächsten Aufgaben zu tanken, gehört für viele dazu. Mag sein, dass Ideen an das FGM herangetragen werden, die nicht realisierbar sind. Ich gehe aber davon aus, dass Unternehmen bei der Realisierung einer Wohlfühlatmosphäre und einer Arbeitsumgebung, aus der alle das Optimum herausholen können, auf die Mündigkeit der Mitarbeiter vertrauen können.

  6. Feelgood Management ist die Kür. Eine Unternehmenskultur auf Augenhöhe die Pflicht.

    Ohne eine unternehmerische Basis, die Werte wie Gleichwertigkeit, Respekt oder Achtung vor den Ideen und Idealen der Beteiligten vorlebt, kann kein Feelgood Management umgesetzt werden. Unternehmen, die aus anderen Motiven auf diesen Hype(?) aufspringen, werden scheitern.

  7. Feelgood Management allein verspricht keine Bewerber.

    Im Wettbewerb um Talente und Mitarbeiter setzen Unternehmen auf einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Stärkung ihrer Arbeitgebermarke. Ob dies in Zukunft überhaupt ausreichen wird? Viel wichtiger wird es wohl sein, dem Bewerber aufzuzeigen, welche Entwicklung er im Unternehmen nehmen kann. HR und Feelgood Management spielen an dieser Stelle ganz eng zusammen, denn sie helfen sich gegenseitig die Entwicklungswünsche und Potenziale eines Mitarbeiters zu erkennen, zu verstehen und zu entwickeln. Die Präzisierung der Employer Value Proposition (was Unternehmen ihren Mitarbeitern bieten und was sie dafür erwarten) ist von größerer strategischer Bedeutung als die Positionierung des Unternehmens unter Schlagworten wie Sinnhaftigkeit, persönlicher Gestaltungsfreiheit oder Feelgood Management. Zwei Studien zeigen, dass die Anziehungskraft dieser weichen Faktoren auf Bewerber der Generation Y nicht so hoch ist, wie sie im Allgemeinen eingeschätzt wird. Feelgood Management stärkt sicher die Bindung der Mitarbeiter an ihren Arbeitgeber. Ich bezweifle aber, dass FGM mittelbare Auswirkungen auf den recruiting-Erfolg hat. Eine authentische und gelebte Unternehmenskultur, die durch FGM sichtbar wird, wird das recruiting allerdings unmittelbar positiv beeinflussen.

  8. Feelgood Management entlässt weder Chef noch Mitarbeiter aus der Verantwortung das Betriebsklima gestalten zu wollen.

    Indem Unternehmen Positionen für Feelgood Manager_innen schaffen, verdeutlichen sie nach außen und innen, den Anspruch auf ein werteorientiertes Miteinander. Nicht zu unterschätzen ist allerdings der Anteil der Mitarbeiter an der Unternehmenskultur selbst. Wenn diese nicht täglich von allen Beteiligten gelebt und gepflegt werden, bewirken selbst zehn Feelgood Manager_innen nichts.

 

Zuletzt möchte ich noch auf die Präsentation von Andreas verweisen, der eine Liste eigener learnings zum Thema erstellt hat.