Generation Y stellt Work-Life-Balance im Job über Führungsposition

Laut des Manager-Barometers 2012 des Beratungsunternehmens Odgers Berndtson sind es vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine abwechslungsreiche Tätigkeit, die den jungen Führungskräften besonders am Herzen liegen. Die Unternehmensberatung Universum Communication kam nun zu dem Ergebnis (Studie zum Thema „Karriereziele von Young Professionals“), dass sich dieser Trend auch für das Jahr 2013 ungebrochen fortsetzt. Befragt wurden deutschlandweit knapp 5.000 junge Berufstätige mit Hochschulabschluss und bis zu acht Jahren Arbeitserfahrung.

 DEPS2013_Karriereziele

Eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist für zwei Drittel der Young Professionals weiterhin das wichtigste Karriereziel. Rangierte im Jahr 2010 das Erreichen einer Führungspostion noch auf Platz 2, so gaben dies nur etwas mehr als ein Viertel der Befragten im vergangenen Jahr an – Trend weiter stark fallend. Wenn man nicht automatisch davon ausgehen kann, dass es für die allermeisten Hochschulabsolventen erklärtes Ziel ist, im Laufe ihrer Karriere eine Führungsposition anzustreben, wird es für Unternehmen damit immer wichtiger, möglichst früh diejenigen wenigen Potenzialträger zu identifizieren. Durch attraktive Alternativen zur typischen generalistischen Managerkarriere, wie etwa gut dotierte Fachexpertenlaufbahnen, bleiben Unternehmen jedoch auch für junge Nachwuchskräfte interessant.

Daneben ist es der Generation Y wichtig, dass der Job Sicherheit gibt: „Ein typisch deutsches Phänomen, so scheint es, wenn man den Blick auf andere europäische Staaten richtet. Bei den Young Professionals mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund schafft es die Jobsicherheit in Ländern wie Dänemark, der Schweiz oder Schweden nicht in die Top 3 der wichtigsten Karriereziele.“

 

„Ein Unternehmen bleibt dann nachhaltig wettbewerbsfähig, wenn es für eine Top Performance eine Top Balance sicherstellt“ konstatiert auch der Personalchef des Energieriesen Alstom Schweiz. Daniel F. Huber schlägt die folgenden praxiserprobten Maßnahmen vor (ausführlich nachzulesen hier), mit denen man das Verständnis der jungen Nachwuchskräfte von nachhaltiger Work-Life-Balance trifft:

 

1. Flexible Arbeitsbedingungen:

Die Arbeitsleistung soll am Resultat und nicht an der geleisteten Anwesenheit gemessen werden. Teilzeit für alle Geschlechter und über alle Hierarchiebenen ist ebenso selbstverständlich wie Gleitzeit und Jahresarbeitszeitkonten.

 

2. Kontrolle über die eigenen Arbeitsstunden:

Junge Akademiker fordern eine hohen Grad an Freiheit beim Erreichen ihrer Ziele. Um weiter leistungsfähig und motiviert im Einklang mit ihrem Privatleben arbeiten zu können dürfen die festgehaltenen Ferienzeiten auch nicht der betrieblichen Hektik zum Opfer fallen und immer wieder aufgeschoben werden.

 

3. Vereinbarkeit von Beruf und persönlichen Interessen:

Karriere machen, ständig umziehen und die Familienplanung immer weiter aufschieben, sind keine Optionen mehr für die nach 1980 Geborenen. Die heutigen Führungskräfte der älteren Gererationen kommen nicht umhin sich auf diese andere Lebenseinstellung einzulassen (eine, die sie selbst kaum kennen und selber wohlmöglich nie erfahren haben). Betriebskitas und „Future Days“, bei denen Mitarbeiterkinder ein Bild vom Beruf ihrer Eltern bekommen, sind für die jungen Führungskräfte wichtig – so können sie ihren beruflichen Verpflichtungen nachkommen, ohne das Familienleben zu vernachlässigen.

 

4. Respekt für die Mitarbeitenden:

Gerade junge Arbeitnehmer schätzen nichts mehr, als „ganzheitlich als Person behandelt zu werden“ und Wertschätzung zu erfahren. Sie wollen bei Entscheidungsfindungen auch einbezogen werden und die Marschrichtung des Unternehmens mit beeinflussen. Auf diese Weise empfinden Sie eine hohe Identifikation mit Ihrer Tätigkeit und Sinnhaftigkeit für das, was sie tun. Leistungsbereitschaft ist in Verbindung mit persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven dann garantiert.

 

Dass nicht nur für die junge Generation die berufliche Verwirklichung und Vereinbarkeit mit dem Privatleben an erster Stelle steht, zeigt eine aktuelle Umfrage des Personaldienstleisters Manpower zu Karrierezielen von 1000 Deutschen in 2014. Sie macht deutlich, dass die Arbeitnehmer zu einem großen Teil der Ansicht sind, dass die Arbeit nicht alles ist: „Zum Traumjob der Arbeitnehmer von heute gehört nicht nur, dass am Arbeitsplatz alles stimmt“, sagt Herwarth Brune. „Die Vereinbarkeit mit dem Privatleben und eine gute Work-Life-Balance sind mindestens so wichtig wie spannende Aufgaben und ein angemessenes Gehalt. Wer dies als Arbeitgeber noch nicht erkannt hat, wird es in 2014 schwer haben, engagierte Mitarbeiter zu finden.“

Nur elf Prozent der Befragten geben außerdem an, zufrieden mit ihrer beruflichen Situation zu sein. Sie sind bereit, sich nach einem Job umzusehen, der mehr den eigenen Interessen und Neigungen entspricht. Umso mehr ein Indiz dafür, dem Thema „Glück bei der Arbeit“ allgemein von Unternehmerseite her mehr Beachtung zu schenken…

 

„Erfolgreiche Führung bedeutet in Zukunft erfolgreich zu kommunizieren“

Die Arbeitswelt ist im Wandel. In Zeiten, wo Arbeitszeiten immer flexibler werden, Mitarbeiter zwischen Büro, Home-Office oder Co-Working Spaces pendeln, findet Führung oftmals auf Distanz statt. Unternehmenswerte wie „selbstVERANTWORTLICHES Handeln“ werden vielerorts (auch außerhalb der USA) auf einmal nicht mehr nur propagiert, sondern gelebt: „Top-down Hierarchien werden ersetzt durch sich selbst organisierende Zirkel, die freie Wahl von Projekten und Teammitgliedern ersetzt die Arbeits(ver)teilung durch Vorgesetzte und Abteilungen.“ schreibt Tina Egolf in ihrem vielkommentierten Beitrag „Stellen Sie sich vor, Sie gehen zur Arbeit – und alles ist anders“.

 

Führungskräfte werden bedingt durch den gesellschaftlichen Wertewandel „hin zu mehr Individualität“ und der Entgrenzung der Arbeitswelt mit veränderten Einstellungen und Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter konfrontiert, auf die sie angemessen reagieren müssen. Denn Mitarbeiter sollen einerseits immer lernbereit und flexibel bleiben, sich andererseits aber trotz der ständigen Erreichbarkeit nicht überlasten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie sich neben Sicherheit (in Form eines verlässlichen Einkommens) und Herausforderung bei der Arbeit vor allem wünschen, von Ihren Vorgesetzten „wie Menschen behandelt zu werden.“

 

Grafik

 

(Grafik aus der Fraunhofer IAO Publikation: „Arbeit der Zukunft“, S. 28)

 

Um den „Menschen im Angestellten“, also auch die Person jenseits der beruflichen Rolle, wirklich zu erreichen, ist die richtige Kommunikation unerlässlich:

 

In der Summe führen diese Entwicklungen zu einem stark wachsenden Kommunikationsaufwand und einer neuen Wertigkeit von Kommunikationsarbeit. Erfolgreiche Führung bedeutet in Zukunft erfolgreich zu kommunizieren – medial unterstützt, proaktiv, unmissverständlich und auf Augenhöhe mit selbstbewussten Mitarbeitern in einem Umfeld größerer Diversität.“ (Fraunhofer IAO Broschüre „Arbeit der Zukunft“, S. 29).

 

Führungskräfte sollten, um ihre Autorität zu bewahren, die in interdisziplinären Teams vorhandene Unterschiedlichkeit besser als Chance nutzen. Das heißt sie sollten lernen, Diversität wertzuschätzen und zu fördern. Das gelingt am besten, wenn die Führungskraft sich nicht erhaben über die Mitarbeiter stellt, sondern immer wieder versucht mit den Mitarbeitern in den Austausch über deren augenblickliche Arbeitssituation zu kommen. Darüber hinaus können Führungskräfte für das seelische Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter sorgen, indem sie Komplexität in „pädagogischen Dosierungen“ anbieten, sie also reduzieren und so auch den Umgang mit Unvorhersehbarem erleichtern. Nicht zuletzt sollten sie immer wieder das Feedback ihrer Umgebung zu ihrer eigenen Person suchen und auf diese Weise die eigene Rolle relativieren.