So setzen Sie als Teamassistenz Grenzen

Man muss auch mal „Nein“ sagen können.

Leiden Sie auch häufig darunter, dass Sie im Team als Rettungsring für überforderte Kollegen herhalten müssen? Viele Teamassistenten beklagen, dass sie ungeliebte Tätigkeiten, die Kollegen nicht so gerne machen, auf ihren Schreibtisch gelegt bekommen. Die Gründe dafür sind von Fall zu Fall verschieden. Ständig werde man um Rat gefragt, müsse das Telefon übernehmen für Kollegen, die in Meetings sitzen und zusätzliche Aufgaben erledigen, weil die Kollegen keine Prioritäten setzen. Ein konzentriertes, zielorientiertes Arbeiten sei so in vielen Fällen unmöglich. Spötter sprechen deshalb auch gern vom Akronym für Team: „Toll, ein anderer macht´s“. Ein Zustand, der Ihnen bekannt vorkommt?

Als Teamassistenz unterstützen Sie die Arbeit verschiedener Kolleginnen und Kollegen, sind aber selbstverständlich für eigene Aufgabenbereiche verantwortlich. Wenn Teammitglieder Aufgaben an Sie delegieren, für die Sie aber „eigentlich“ nicht zuständig sind, ist der Konflikt zum Greifen nah.

Wenn es noch keine Regeln für die Zusammenarbeit gibt

Im Grunde haben Sie als Teamassistenz nur zwei Möglichkeiten. Entweder Sie lehnen den Arbeitsauftrag ab oder übernehmen vorerst die Ihnen angetragene Aufgabe. Mit der richtigen Strategie können Sie „Nein“ sagen und Ihren Standpunkt klarmachen, ohne die andere Person zu brüskieren.

Eine zweite Option ist es, die Aufgabe erst einmal zu machen. Weisen Sie aber unbedingt darauf hin, dass Sie für zukünftige Fälle vorsorgen werden: „Ich mache das jetzt ausnahmsweise für Sie, werde aber klären, wie es zukünftig zu handhaben ist…“

Damit Sie sich wieder voll und ganz auf Ihre Aufgaben konzentrieren können, sollten Sie gemeinsam Spielregeln für die Teamarbeit aufstellen. Diese Tipps können Ihnen dabei helfen…

So gestalten Sie die Spielregeln für die Teamarbeit

Problembewusstsein schaffen: Wer ist hier eigentlich betroffen?

Wer hat eigentlich das Problem? Für Ihre Kollegen ist es völlig normal, bestimmte Aufgaben an Sie zu übergeben. Sie sind doch schließlich die Teamassistenz. Nicht alles, was Sie als unangebrachte Aufgabenüberwältigung empfinden, wird auch von Ihren Kollegen so gesehen. Wenn Sie die Initiative ergreifen und Regeln für die Zusammenarbeit erstellen wollen, könnte das manchen Kollegen unter Druck setzen, verärgern oder hemmen. Um Ihr Anliegen deutlich zu machen, können Sie doch einmal in einer Teamsitzung ein Brainstorming mit der Kopfstandmethode durchführen. Stellen Sie das Problem auf den Kopf und sammeln Sie alle Vorschläge: Wie schaffen wir es, unsere Teamassistenz in ihrer Arbeit zu behindern? Wie demotivieren wir den Kollegen/die Kollegin? Dieser Ansatz aus der Kreativitätstechnik macht Spaß, schafft eine lockere Atmosphäre und führt trotzdem zum Ziel.

Sorgen Sie für Transparenz: Wer ist für welche Aufgaben und Bereiche zuständig?

Fordern Sie als Teamassistenz Transparenz ein. Oft geht aus der Tätigkeitsbeschreibung nicht genau hervor, welche Arbeiten Sie oder die Kollegen übernehmen. Ein gemeinsamer Austausch über die Aufgabenverteilung und eine genaue Beschreibung der Zuständigkeiten macht die Teamarbeit transparent. Die entstehenden „Spielregeln“ sind auf jeden Fall schriftlich festzuhalten und so zu platzieren, dass sie für jeden einsehbar sind. Trotz digitaler Tools hat es sich bewährt, diese auszudrucken und in das Teambüro zu hängen. Damit haben die Regeln einen festen Platz und sind immer sichtbar. Niemand kann sich rausreden, dass er die Regeln nicht kenne oder nicht einsehen könne.

Ausnahmen definieren: Wenn …, dann …!

Wenn es Ausnahmen gibt, definiere diese genau. Wenn Sie nur in „Ausnahmefällen“ oder bei „Notfällen“ aushelfen sollen, definieren Sie diesen Fall X genau. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Sie den gesetzten Rahmen Ihrer Arbeit verlassen. Auch hier gilt: Vereinbarungen schriftlich festhalten. Nur weil der Kollege nicht in der Lage ist, Prioritäten zu setzen, heißt das nicht, dass er Sie für seine Zwecke einspannen darf.

Eigenverantwortung stärken:

Achtung! Es liegt an jedem selbst. Jedes Teammitglied ist verpflichtet, eigenverantwortlich zu handeln. Alle Kollegen achten darauf, dass sie in ihrem Arbeitsbereich Prioritäten setzen, Fristen einhalten und die gesetzten Ziele erreichen. Die Regeln für das gemeinsame Arbeiten sind klar und deutlich definiert. Eigentlich sollte es damit nicht mehr vorkommen, dass Teamassistenten mit Arbeitsaufträgen anderer Kollegen überfrachtet werden. Allerdings ist nicht erst seit Kurt Levin bekannt, dass sich Veränderungsprozesse langsam durchsetzen. Werden die Regeln nicht beachtet, liegt es an jedem Einzelnen die Durchsetzung der getroffenen Vereinbarungen ins Teambewusstsein zu rücken.

Fazit

Setzen Sie Grenzen und legen Sie Spielregeln für die Aufgabenübertragung fest. Sagen Sie respektvoll aber bestimmt „Nein“, wenn Sie für die Aufgabe keine Ressourcen frei haben. Machen Sie ihr Problem vor den Kollegen deutlich. Zeigen Sie, welche Aufgaben Sie erfüllen und was nicht zu Ihrem Arbeitsfeld gehört. Definieren Sie Umfang und Bedingungen von Ausnahmen. Betonen Sie die Eigenverantwortung der Kollegen. Wenn Sie diese Tipps beachten, legen Sie die Grundlage für eine vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit.

Welche Erfahrungen haben Sie im Büro gemacht? Wie ist die Zusammenarbeit in Ihrem Team geregelt? Wir freuen uns über Ihre Kommentare.

Die Autorin:

Gabriele Krischel ist Trainerin und Coach für Büroorganisation, Geschäftskorrespondenz und Zeitmanagement. Für das ime führt Sie die Seminare Geschäftskorrespondenz – modern und professionell sowie Professionelle Teamassistenz durch. In ihrer Freizeit treibt sie gern Sport, ist leidenschaftliche Weltenbummlerin und zeichnet.

Fotos: Adiano – Fotolia

Sieben negative Führungstypen – So werden Sie Ihre Mitarbeiter auf jeden Fall los

Die meisten Ratgeber, Führungsseminare oder Best-Practise-Medien geben eine Antwort auf die Frage, wie Vorgesetzte eine gute Führungspersönlichkeit werden. Dass es auch sinnvoll sein kann, Führung einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, möchte ich heute zeigen. Wenn Führungskräfte sich bewusst machen, was schlechte Führung auszeichnet, kann sie das zu besserem Führungsverhalten anleiten.

 

Mitarbeiter gehen zu einem Unternehmen, aber Sie verlassen Ihren Chef

Mann mit Händen vor dem Gesicht

 

Schlechte Führung kostet Mitarbeiter. Diese Aussage wurde in den letzten Jahren durch diverse Studien belegt. Erst 2015 hat Gallup in einer Untersuchung den Zusammenhang zwischen Führungsqualität, Mitarbeiterengagement und Motivation nachgewiesen.

 

Von je 100 Beschäftigten in einem durchschnittlichen deutschen Unternehmen haben fast dreiviertel der Mitarbeiter eine geringe emotionale Bindung an das eigene Unternehmen. Das wirkt sich auch auf die Motivation aus. 25 Prozent der Mitarbeiter mit einer geringen emotionalen Bindung planen im nächsten Jahr einen Jobwechsel. Von den Beschäftigten, die keine emotionale Verbundenheit aufweisen, ist es mehr als die Hälfte! Ein großer Teil der Beschäftigten in deutschen Unternehmen hat innerlich gekündigt und fühlt sich den Unternehmenszielen nicht mehr verpflichtet. Was das für die Unternehmensperformance bedeutet, muss hier wohl nicht weiter ausgeführt werden.

 

Die Studie hat ebenso gezeigt, dass die Einstellung der Mitarbeiter sehr stark vom Verhalten des Vorgesetzten abhängt. Der Anteil derjenigen, die in den letzten zwölf Monaten daran gedacht haben, das Unternehmen wegen des direkten Vorgesetzten zu verlassen, liegt bei den emotional Ungebunden sehr viel höher. Für die Beurteilung der Bindungskraft eines Unternehmens ist Führungsqualität ein entscheidendes Kriterium.

 

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In einem Arbeitsmarkt, bei dem sich das Nachfrageverhältnis zugunsten der Arbeitnehmer verändert hat, ist schlechte Führung für Unternehmen eigentlich ein Tabu. Barbara Kellerman, Professorin an der Harvard Kennedy School macht schlechte Führung an zwei Verhaltenspräferenzen fest: fehlender Effizienz und fehlender Moral. Sie identifiziert in ihrem Buch „Bad Leadership“ sieben Führungstypen, die Sie sich bitte nicht zum Vorbild nehmen. Es sei denn, Sie wollen Ihre Mitarbeiter vergraulen.

 

Sieben negative Führungstypen – So führen Sie bitte nicht!

Auch von schlechten Beispielen kann man lernen.

Auch von schlechten Beispielen können Sie lernen.

  • Inkompetente Führer
    Diesen Führungskräften fehlt der Wille oder das Können, in ihren Beschäftigungssituationen effektiv zu handeln. Nach einer These von Laurence Peter werden Fachkäfte solange befördert, bis sie den Zenit ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit erreicht haben. Inkompetente Führer befinden sich also in einer Position, in der sie ihre eigentlichen Stärken nicht mehr ausspielen können. Sie sind überfordert und merken es nicht einmal.
  • Rigide Führer
    Sind unfähig aus Fehlern zu lernen und stehen neuen Ideen und Innovationen skeptisch gegenüber.
  • Unmäßige Führer
    Diese Führungstypen leiden unter einem Kontrollverlust. Sie zeichnet ein stark überhöhtes Streben, in Einzelfällen auch Gier nach Macht und Geld aus.
  • Gefühllose Führer
    Diese Anführer sind ihren Mitarbeitern gegenüber unfreundlich, herablassend, beleidigend oder desinteressiert.
  • Korrupte Führer
    Leiten sich oder andere zu unmoralischem Verhalten an – stehlen, lügen, betrügen.
  • Abgeschottete Führer
    Handeln in bestimmten Situationen so, dass ihr Verhalten oder das ihrer Mitarbeiter das Wohlergehen Dritter mindert.
  • Böse Führer
    Richten absichtlich körperlichen oder psychischen Schaden an.

 

Was positive Führung ausmacht

Nach Kurt Levin wird das Verhalten eines Menschen von drei Einflussfaktoren bestimmt: Prägung, persönliche Ziele und Umfeld. Im Unternehmen und im Führungskontext können Sie das Verhalten ihrer Mitarbeiter nur beeinflussen, wenn Sie das Umfeld gestalten. Eine Einwirkung auf die Prägung oder die persönlichen Ziele eines Mitarbeiters ist ausgeschlossen!

 

Mit Umfeld ist nicht allein die Organisation des Unternehmens gemeint. Durch das eigene vorbildhafte Verhalten haben sie den nachhaltigsten Einfluss auf positive Verhaltensänderungen ihrer Mitarbeiter. Schlechte Vorgesetzte beziehen ihre Macht von der Ohnmacht anderer! Menschen mit Potenzial können sich so kaum zu echten High-Performern entwickeln. Mitarbeiter, die mit negativen Führungstypen zusammenarbeiten, reagieren häufig mit Angriff (schlechte Stimmung, Aggression,…) oder Flucht (innere Kündigung, Jobwechsel). Führungskräfte dagegen, die Mitarbeiter zu eigenverantwortlichem Handeln anleiten und selbst Vorbild sind, schaffen ein positives Umfeld für Mitarbeiterzufriedenheit und gute Leistungen.