Seminare speziell für Frauen in Führung – Top oder Flop?

Frauen in Führung sind ein Thema. Die 30 DAX-Unternehmen haben in einer gemeinsamen Erklärung „Frauen in Führungsfunktionen“ zugesagt, ihre Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen zu intensivieren. Mehr Frauen in Führung zu bringen und sie entsprechend zu fördern, ist also für diese Unternehmen, und auch für viele andere, ein erklärtes Ziel. „Frauenförderung ist eine gemeinsame Aufgabe von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.“ So heißt es in der oben genannten Präambel.

 

Da liegt es nahe, auch Seminare, Trainings und Coachings speziell für Frauen in Führung anzubieten. Um dies gleich zu Beginn ganz deutlich zu sagen: Ich plädiere nicht für Trainings speziell für Frauen in Führung statt gemischter Führungstrainings. Selbstverständlich ist es für Frauen und Männer auch spannend, sinnvoll und lehrreich, gemeinsame Führungsseminare zu besuchen und voneinander zu lernen. Mir geht es vielmehr darum, die Vorurteile gegenüber Angeboten speziell für Frauen in Führung auszuräumen. Frauen in Führung, so kritische Stimmen, haben überwiegend, oder sogar ausschließlich, männliche Kollegen und Vorgesetzte. Was macht es da für einen Sinn, Trainings speziell für Frauen anzubieten? Benötigen sie besondere Förderung, weil ihre männlichen Kollegen und Vorgesetzten ihnen etwas voraus haben, das sie erst einmal lernen müssen? Sind sie weniger kompetent oder weniger qualifiziert? Sind sie also, um es mit einem Wort zu sagen, förderungsbedürftiger als ihre männlichen Kollegen?

 

Ganz und gar nicht.

 

Für die Zugehörigen einer hoch qualifizierten Minderheit gilt stets, dass sie viel voneinander lernen können. Sie alle haben besondere Erfahrungen und Fähigkeiten vorzuweisen, ohne die sie gar nicht Teil dieser Minderheit geworden wären. Tauschen sie sich untereinander über diese Erfahrungen und Fähigkeiten aus und reflektieren gemeinsam, stärkt sie das. Dies gilt auch für Frauen in Führung. Auch sie sind eine hoch qualifizierte Minderheit. Zudem führen Frauen oftmals anders als Männer. Häufig haben Frauen besondere Führungs(qualitäten), die sich von denen der Männer unterscheiden. Wie Frauen ihre ganz besonderen Stärken noch gezielter einsetzten können, darum geht es auch in Trainings speziell für Frauen in Führung.

 

Seminare, Trainings und Coachings speziell für Frauen in Führung bieten eine ideale Möglichkeit des voneinander und miteinander Lernens auf hohem Niveau. Das Interesse an solchen Angeboten ist, nach meiner Erfahrung als Trainerin, sehr hoch. Das Selbstverständnis, derartige Angebote auch offen und selbstbewusst wahrzunehmen, fehlt jedoch meines Erachtens oftmals noch. Viele kommunizieren intern lieber, dass sie ein „Führungskräfteseminar“ besuchen, als ein „Seminar für Frauen in Führung“. Das liegt sicher auch an den oben genannten, immer noch verbreiteten, Vorurteilen. Ich wünsche mir an dieser Stelle mehr Aufklärung. Trainerinnen und Trainer, die solche Seminare und Coachings anbieten, sollten offensiver für ihre Arbeit werben und Vorurteile ausräumen. Entscheidungsträger in den Unternehmen sollten offen mit derartigen Angeboten umgehen. Frauen, die solche Angebote wahrnehmen und davon überzeugt und begeistert waren und sind, die sollten in ihren Unternehmen auch offen dafür eintreten, dass und warum sie diese Trainings speziell für Frauen in Führung für so sinnvoll halten. Gemeinsam könnten wir dann deutlich mehr bewegen als dies derzeit schon der Fall ist.

 

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Dr. Natascha Rodrigues: Kommunikations-beraterin und Coach

Über die Autorin:

Dr. Natascha Rodrigues hat in Hamburg Romanistik und Germanistik studiert und in Hamburg und Madrid in spanischen Sprachwissenschaften promoviert.

Für die Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH leitete sie die Öffentlichkeitsarbeit und war verantwortlich für den Unternehmensauftritt weltweit.

Seit 2002 ist sie freie Kommunikationsberaterin und hat diverse Firmen bei der Neugestaltung ihres Unternehmensauftritts begleitet. Seit 2005 trainiert und coacht sie angehende sowie bereits erfahrene Führungskräfte zu Leadership- und Kommunikationsthemen und bietet Seminare und Coachings speziell für Frauen in Führungspositionen an.

 

Mehr zum Thema „Spitzenfrauen“ finden Sie hier: Kurzvideos zum Thema Frauenkarrieren.

Führungskräfteumfrage: Weiterbildung – Was sich Führungskräfte wünschen

Selbstführung und Stressmanagement, Strategieentwicklung sowie Mitarbeitermotivation und -führung sind laut einer aktuellen Studie die Themen, in denen Führungskräfte ihren Weiterbildungsbedarf sehen.

 

Diese Themen werden von 312 im September 2013 befragten leitenden Angestellten als persönlich sehr wichtig erachtet – bei der Selbsteinschätzung geben die Befragten genau hier eigene Defizite zu. Als eher kompetent sehen sie sich in den Feldern Innovation, Controlling und Medienkompetenz – entsprechend hat Weiterbildung für sie hier keine hohe Priorität.

Die „ULA-Studie: Führungskräfteumfrage zur Weiterbildung“ wurde exklusiv für Abonnenten des Weiterbildungsmagazins managerSeminare in Kooperation mit dem deutschen Führungskräfteverband ULA durchgeführt.

fuehrungskraeftestudie_1Dass die zwischenmenschlichen Faktoren die Arbeit von Führungskräften weithin prägen, wird durch die genannten stärksten rollenbezogenen Herausforderungen deutlich. Demnach sehen sich Angestellte in leitenden Positionen neben ihrer fachlichen Funktion vielfach als Beziehungsmanager, als Motivator und Visionär oder als Changemanager.

fuehrungskraeftestudie_2 Als beliebtestes Weiterbildungsformat wird von den befragten Führungskräften Coaching genannt – gefolgt von Kurzformaten wie Ein- bis Zweitagesveranstaltungen. Obwohl Coaching beliebt ist, hat es sich noch nicht als Standardweiterbildungsmaßnahme wie etwa in den USA etabliert. Ein Grund dafür kann sein, dass es sich um eine meist längerfristig angelegte und relativ kostenintensive Maßnahme handelt. Davor schrecken Unternehmen nach wie vor zurück. Dazu passt die Aussage der Hälfte der Befragten, dass allein der Arbeitgeber die Kosten für die durchgeführten Weiterbildungsmaßnahmen in 2013 trug. Die Autoren der Studie kommen weiterhin zu dem Schluss, dass Führungskräfte bei der Teilnahme möglicherweise „fürchten, dass ihnen die Inanspruchnahme eines Coaches als Schwäche ausgelegt wird.“

 

Weiterbildung soll nicht zeitaufwändig sein, Führungskräfte wollen ihren Arbeitsplatz nicht für einen längeren Zeitraum verlassen (oder können es sich nicht erlauben?!). Daher nehmen sie vermehrt E-Learning und Blended Learning Angebote in Anspruch, obwohl die technisch unterstützten Angebote weiter unten in der Beliebtheitsskala stehen.

 

Interessant sind am Ende die Themen der Seminare, die Führungskräfte gerne spontan besuchen würden, wenn Sie sie frei wählen könnten:

fuehrungskraeftestudie_3Hier werden nicht an erster Stelle allgemeine, grundlegende Soft Skill-Trainings und Persönlichkeitsseminare (wie nach Grafik 1 zu erwarten etwa „Selbstführung“ oder „Stressmanagement“) genannt, sondern ganz konkrete Führungsthemen, die ihnen offenbar aktuell noch mehr unter den Nägeln brennen.