Mehr Frauen in Führung!

Es gibt sie, aber es gibt in Deutschland immer noch deutlich weniger Frauen in führenden Positionen als Männer. Warum ist das so und was muss passieren, damit sich das ändert?

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat 2010 eine Studie zu diesem Thema in Auftrag gegeben: Frauen in Führungspositionen, Barrieren und Brücken. (Heidelberg, März 2010. Beauftragtes und durchführendes Institut: Sinus Sociovision GmbH).

Diese Studie führte u.a. zu folgendem Ergebnis:

Das Ziel „Mehr Frauen in Führungspositionen“ sollte durch verschiedene, miteinander kongruente und verzahnte Maßnahmen erreicht werden. Dazu gehören betriebsinterne Mentoringprogramme, betriebliche Zielvereinbarungen, die Aufnahme von Gleichstellungsaspekten in die Geschäftsberichtspflicht sowie ein modernes Personalmanagement, das

 

a) die unterschiedlichen Potenziale und Bedürfnisse von Frauen und Männern in Führungspositionen berücksichtigt;

b) Quereinstiege und Durchlässigkeit zwischen den Branchen fördert;

c) geeignete Frauen zu Karrieresprüngen ermutigt.

 

An der Spitze der geforderten Maßnahmen steht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. (…) Ebenso wichtig sind – neben den genannten Maßnahmen – die Entwicklung einer neuen Unternehmenskultur und die Veränderung des gesellschaftlichen Bewusstseins, dass Frauen in Führungspositionen selbstverständlich sind (bzw. sein sollten). Ein damit einhergehendes verändertes Rollenbild betrifft Frauen und Männer in Führungspositionen.

Das sind durchweg sinnvolle und notwendige Maßnahmen, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Nach meiner Erfahrung als Trainerin und Coach, speziell auch für Frauen (neu) in Führung, spielt jedoch noch ein anderer Aspekt eine maßgebliche Rolle: Die Haltung der Frauen selbst.

Die Teilnehmerinnen in meinen Seminaren und Trainings haben eines gemeinsam: Sie sind durchweg hoch qualifiziert, sehr kompetent und hoch motiviert. Sie haben aber auch noch etwas anderes gemein: Sehr selbstkritisch sind sie immer bestrebt, alles „noch besser“ machen zu wollen. „Gut ist nicht gut genug.Ihrer (vermeintlichen) Schwächen sind sie sich sehr bewusst und ihre Stärken halten sie oftmals für selbstverständlich. Das sind sie aber nicht.

Frauen müssen sich nichts bei den Männern abgucken. Sie müssen auch nicht noch mehr Einsatz zeigen und noch mehr Leistung bringen als ihre männlichen Kollegen, um erfolgreich zu führen. Vielmehr geht es darum, bewusster, fokussierter und mit mehr Selbstbewusstsein auf die eigenen Stärken zu blicken und sie offensiver und gezielter einzusetzen.

Das kann man lernen, unter anderem mit gezielten Trainings und Coachings. Die eigene Haltung zu verändern, Schwächen selbstverständlicher zu nehmen, sich mehr zu trauen und sich weniger in Frage zu stellen, das ist ein Bewusstseinsprozess, der Nachhaltigkeit erfordert. Ein Training kann hier gute Hilfestellung leisten und wertvolle Impulse geben.

Die oben zitierte Studie stammt aus dem Jahr 2010. Seitdem sind die darin definierten Maßnahmen, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, teilweise aber keinesfalls umfassend umgesetzt worden. Eine weiterführende Realisierung dieser Maßnahmen, verbunden mit einer veränderten Haltung der Frauen, könnten der Schlüssel sein zu mehr Frauen in Führung – und zwar auf allen Ebenen.

Weitere interessante Studie zum Thema:

Teilhabe von Frauen in Führungs- und Kontrollgremien der Wirtschaft

Über die Autorin:

Dr. Natascha Rodrigues hat in Hamburg Romanistik und Germanistik studiert und in Hamburg und Madrid in spanischen Sprachwissenschaften promoviert.

Für die Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH leitete sie die Öffentlichkeitsarbeit und war verantwortlich für den Unternehmensauftritt weltweit.

Seit 2002 ist sie freie Kommunikationsberaterin und hat diverse Firmen bei der Neugestaltung ihres Unternehmensauftritts begleitet. Seit 2005 trainiert und coacht sie angehende sowie bereits erfahrene Führungskräfte zu Leadership- und Kommunikationsthemen und bietet Seminare und Coachings speziell für Frauen in Führungspositionen an.

Komplexität erkennen, reduzieren und beherrschen

Das Wortschatz-Portal der Universität Leipzig durchforstet täglich die deutsche Sprache und deren Gebrauch. Gibt man das Wort „Komplexität“ ein, werden im Zusammenhang damit häufig genannte Begriffe „zunehmend“ und „reduzieren“ genannt.
Offensichtlich ist der Wunsch groß, eine als zunehmend empfundene Komplexität zu reduzieren.

Wenn die Aufgaben und Probleme in einem Unternehmen immer komplexer werden, kann das eine Reihe von Ursachen haben. Die äußeren Rahmenbedingungen wie z.B. Umweltvorschriften können sich ändern, das Marktumfeld wandelt sich, es gibt plötzlich neue Lieferanten oder neue Technologien ermöglichen andere Produkte.

Das Management kann sich mit der aktuellen Situation überfordert sehen oder sich an einer belastbaren Prognose für die Zukunft die Zähne ausbeißen. Was können Sie also tun?

1. Komplexität erkennen:

Unterscheiden Sie zwischen komplizierten und komplexen Situationen. Komplizierte Situationen sind wie ein Labyrinth: es gibt einen Ausweg, man muss nur genügend über das Labyrinth und seine Abzweigungen wissen, um ihn zu finden. Komplex wird das Labyrinth dadurch, dass jemand laufend die Abzweigungen verschiebt.

  • Visualisieren Sie das Problem
    Es mag banal klingen, aber es macht einen Unterschied, ob ich ein Problem nur stichpunktartig beschreibe oder es grafisch darstelle. Das liegt daran, wie unser Gehirn Information verarbeitet.
  • Sorgen Sie für Perspektivenvielfalt
    Der Kommunikationstheoretiker Paul Watzlawick sagte „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Um diese „Betriebsblindheit“ zu vermeiden, sollten Führungskräfte bewusst Menschen mit unterschiedlichsten Sicht- und Denkweisen in ihr Team holen.

2. Komplexität reduzieren:

Komplexität ist durch eine Vielfalt von Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und zudem laufend verändern (können), gekennzeichnet. Suchen Sie also nach Wegen, diese Vielfalt einzudämmen.

  • Reduzieren Sie die Vielfalt
    Ist die gesamte Breite des Produktspektrums wirklich notwendig und ergebnisträchtig? Durch Weglassen, Bündeln oder Standardisieren von Produkten, Aufgaben und Services kann Komplexität deutlich verringert werden.
    Aber Vorsicht: reduzieren Sie Ihren Kunden- oder Lieferantenstamm zu drastisch, schaffen Sie neue Abhängigkeiten.
  • Delegieren Sie Entscheidungen dorthin, wo die Kompetenz sitzt
    In dynamischen Märkten müssen Entscheidungen oft sehr schnell getroffen werden. Und gerade bei großen Unternehmen sind die Wege von dem Vertriebsmitarbeiter vor Ort oder dem Schichtarbeiter am Kessel bis zu einem Entscheidungsgremium in der Zentrale oft sehr lang. Deswegen ist es wichtig, die Entscheidungskompetenz soweit möglich an den Ort des Geschehens zu verlagern.

3. Komplexität beherrschen:

  • Entwickeln Sie Szenarien
    Die Zukunft ist ungewiss. Wird ein bestimmtes Gesetz verabschiedet? Werden wir den Großauftrag bekommen? Um dieser Ungewissheit habhaft zu werden, hilft es, Szenarien zu entwickeln. Überlegen Sie, was im schlimmsten Fall passieren kann und ob das Risiko für Sie tragbar ist. Setzen Sie Meilensteine und Zeitpunkte, zu denen Sie die Annahmen überprüfen und gegebenenfalls anpassen.
  • Etablieren Sie engmaschige Lern-Schleifen
    Generell ist es in komplexen Situationen sinnvoll, das eigene Vorgehen regelmäßig zu überprüfen, insbesondere in Situationen, wo man „gar nichts“ weiß, sogenannten „wicked problems“ oder bösartige Problemen.
  • Lernen Sie aus Erfahrungen
    Wenn Sie eine komplexe Situation gemeistert haben, liegt es nahe kurz aufzuatmen und sich dann wieder dem Tagesgeschäft zu widmen. Tun Sie das nicht. Nehmen Sie sich die Zeit, zu reflektieren, worin genau die Komplexität bestand, welches Vorgehen erfolgreich war und welches nicht. Lernen Sie aus der Erfahrung – für das nächste Mal. Denn Managen bedeutet: mit Komplexität umgehen können.

Über die Autorin:

Maike Braun ist promovierte Biologin (PhD). Nach zwei Jahren Hirnforschung ging sie zu McKinsey & Company, wo sie vor allem in der Automobilindustrie und im Anlagenbau arbeitete. Seit 2003 ist sie selbständige Unternehmensberaterin und Wirtschaftsmediatorin mit den Schwerpunkten Organisationsentwicklung und Begleitung von Veränderungsprozessen, Wissens- und Erfahrungstransfer sowie Konfliktmanagement.

In ihrer Freizeit liest und schreibt sie Krimis.

Seit 2007 gibt sie Inhouse Seminare für das IME.

Verhandlungsschach

In diesem Beitrag zeigt Oliver Schlossarek auf, wie wichtig es ist, gleich zu Beginn von Verhandlungen einen cleveren Schachzug zu landen. Ganz wie im gleichnamigen Spiel … 

Die Ambiguität von „gemein“ verwirrte mich schon in der Schule. Da ging es in der ersten Klasse um den gemeinen Laubfrosch, an dem ich aber selbst bei längerem Betrachten überhaupt nichts Hinterhältiges entdecken konnte. Der war einfach nur niedlich. Aber gut, das war früher.

Heute anstelle eines lieben Tierchens bei mir zu Gast: Der schon eher mal gemeine Verhandlungspartner. Leider bin ich im Laufe meines Berufslebens schon manch einem begegnet, der den zweiten Teil seines Namens zu Unrecht trägt. Aber der, der heute an meinem Tisch sitzt, scheint einer der „Gemeinen“ zu sein, wie sie tausendfach in Firmen anzutreffen sind: einfach und ohne besondere Merkmale  – schlichtweg „normal“. Und deshalb traue ich mich auch, nachdem ich mir sein Angebot angehört habe, die Verhandlungen mit einem Klassiker zu eröffnen. Mal sehen, wie er sich schlägt.

Mein erster Schachzug:

„Ich brauche mindestens acht Prozent.“

Er schaut mich schockiert an und zieht wie ein gemeiner Bauer nach  – das geht jetzt nicht gegen Landwirte. Nur ist das eben im Schach die schwächste Figur.

„Was? Soviel kann ich nicht geben.“

Haha, denke ich mir und ziehe mit meinem trojanischen Pferdchen ohne jeden Inhalt nach:

„Dann wenigstens – ich liebe dieses Wort – sechs.“

Als erfahrener Geschäftsmann wissen Sie, wo das Ganze nach etwas Geplänkel endet: In der Mitte. Bei vier Prozent. Ohne Finten, ohne Argumente, Schachmatt in drei Zügen. Und das Beste: mein Verhandlungspartner grinst mich zufrieden an. Wieso auch nicht? Denn in seiner Welt hat er sich tapfer geschlagen: Schließlich hat er mir vier Prozent abgerungen! Sie glauben, das gibt es so nicht? So oder so ähnlich laufen rund 90% aller Verhandlungen ab! Natürlich nicht in Ihrem Unternehmen. Schon klar.

Das Faszinierende: Anders als beim Schach hängt das Ergebnis des Verhandlungsturniers fast immer von Ihrem ersten Zug, der erstgenannten Zahl ab. Trotzdem sollten Sie es nicht übertreiben und versuchen, am Ende 50 Prozent Nachlass heraus zu holen. Ihre Anfangsforderung würde selbst einen Anfänger stutzig machen.

Wieso das so einfach funktioniert? Nun, weil eben oft die Verhandlungsführer, statt wie starke Türme jedem Angriff zu trotzen oder wie schnelle Läufer dem Gegner strategisch weit voraus zu sein, eher Prinzessinnen gleichen, die immer von allen geliebt werden wollen.

Und wer ist derjenige, der das Prinzesschen finanziert? Ganz einfach: der Geschäftsführer. Der König also – oder wie heißt die Figur mit der Schellenkappe? Das war jetzt auch wieder gemein, ich weiß…

Über den Autor:

Oliver Schlossarek ist Organisationsentwickler und Personalcoach. Der Entwickler der „5 Essentials“ moderner Unternehmensführung bringt 15 Jahre Erfahrungswissen aus dem Auf- und Ausbau von Unternehmen, aus der Beratung und dem Training nationaler und internationaler Unternehmen, sowie aus dem Coaching von Geschäftsführern mit. Als Organisationsberater entwickelt er mit der Geschäftsführung Marken und Strategien, dient als Sparrings-Partner für neue Ideen. Als Personalberater implementiert er der Unternehmensgröße angepasste Personalauswahl-, Personalentwicklungs- und Führungssysteme. Von 2009 bis 2011 war er zudem Kolumnist im BlachReport. Für das IME ist er Trainer unserer Verhandlungsseminare: Verhandlungstraining I und Verhandlungstraining II

Bildnachweis: © Mueritz / flickr.com